Schwarzeliste

Stars in Town – Scorpions erster Headliner 2019

Seit dem vergangenen Jahr gibt es am Stars in Town, dem Musikfestival mitten im Herzen von Schaffhausen auch einen Abend, der der etwas härteren Gangart der Rockmusik gewidmet ist. Im vergangenen Jahr hatten an dieser Stelle Nightwish, Gotthard und Beauty of Gemina für glückliche Gesichter gesorgt und in diesem Jahr wollen es ihnen nicht minder spannende Bands gleichtun.

Den Anfang des Abend machen die aus dem Raum Luzern stammende Band Crystal Ball, die unter diesem Namen schon seit 1998 aktiv sind. Noch im Gründungsjahr brachten sie eine erste Single auf den Markt, der ein Jahr später das Debütalbum «In the Beginning» folgte. Aufnahmetechnisch sind Crystal Ball eine der beständigsten schweizer Bands, bringen sie doch regelmässig alle zwei bis drei Jahre ein neues Album auf den Markt. Nur zwischen 2007 und 2013 wurde es etwas ruhiger um die Truppe.  Doch seither sind sie wieder voll da und haben mit «Crystallizer», worauf sich 11 neue Songs befinden, wieder ein heisses Eisen im Feuer. Für Freunde von Def Leppard oder Whitesnake wärmstens zu empfehlen.

Ein paar Jahre länger gibt es bereits die Band Europe, die mit ihrem «Final Countdown» 1986 für eine Metal-Hymne sondergleichen sorgte. Gegründet wurde die Gruppe bereits 1979, damals noch unter dem Namen «Force», und feiert somit in diesem Jahr einen runden Geburtstag. Anlässlich eines Talentwettbewerbs taufte sich die Truppe dann kurzerhand in Europe um, gewann den Contest und ergatterte damit einen Plattenvertrag. Das selbstbetitelte Debütalbum nur ein Jahr später schaffte es bereits auf Platz 8 der schwedischen Charts. Bereits mit dem dritten Album gelang dann bereits der ganz grosse Durchbruch. Aber es zeigten sich auch erste Risse. Gitarrist John Norum stieg aus und auch die Nachfolge-Alben verkauften sich deutlich schlechter.  Es zeigte sich wohl, dass die Band mit «The Final Countdown» die Latte, an der sie nun gemessen wurden, sehr hoch gelegt hatten und den Erwartugen nicht gerecht werden konnte. Die Folge war, dass sich Europe 1992 auflösten. Beim Jahreswechsel ins Jahr 2000 spielte die Band ein Überraschungskonzert im Stockholmer Hafen und 2004 war es dann soweit und die Band reformierte sich – mit John Norum an der Klampfe.  Seither haben sie zwar keinen weiteren Welthit gelandet, aber sie veröffentlichen regelmässig sehr gute Alben und kommen auch immer wieder auf Tourneen zu uns. Das aktuelle Album «Walk the Earth» stammt noch aus dem Jahr 2017.

Als Ende der 80er, Anfang der 90er-Jahre der eiserne Vorhang fiel, die Sowjetunion in der Folge zusammenbracht und Russland plötzlich freundlich wurde, hatten die Scorpions den idealen Soundtrack dafür in der Schublade. Seither sind «Wind of Change», Michael Gorbatschow und die Perestroika untrennbar miteinander verbunden. Doch die Anfänge der Band reichen viel weiter zurück. Mitte der 60er-Jahre wurde die Band u.a. von Rodolf Schenker als «Nameless» gegründet und spielte hauptsächlich Coversongs der Beatles. Ein Jahr später tauften sie sich in Scorpions um, weil der Name sowohl national wie international verstanden werden konnte. Dann musste Rudolf Schenker aber erst mal zum Bund und die Band lag auf Eis. 1969 kamen dann Klaus Meine, sowie Rudolf kleiner Bruder Michael in die Band und 1972 wurde das offizielle Debüt «Lonesome Crow» veröffentlicht.  Die Platte ermöglichte der Band dann erste Tourneen im Vorprogramm von Rory Gallagher, Uriah Heep und UFO. Und weil der Gitarrist von UFO nicht nach Europa kommen durfte, spielte Michael kurzerhand für beide Bands, nur um am Ende die Scorpions zu verlassen.  In der Folge kam Uli Jon Roth, sowie Francis Buchholz in die Band und 1974 entstand «Fly to the Rainbow», eine Platte, die erstmals auch die musikalische Richtung der Scorpions zeigte. 1976 folgte «Virgin Killer», dessen Original-Cover heute ein gesuchtes Sammlerstück ist, damals aber für hochrote Köpfe sorgte. 1978 erschien mit den «Tokyo Tapes» ein Live-Klassiker, doch Uli Jon Roth verliess die Band bereits wieder. Das war aber die Chance von Matthias Jabs, die allerdings nur kurz dauerte, weil Michael Schenker wieder zurückkehrte. Doch Michael stand die folgende Tourneen nicht mehr durch und wurde mehrfach durch Matthias Jabs ersetzt, bis die Band endlich einsah, dass es so nicht weiter gehen könnte und er fix in die Band geholt wurde. Und die Band war nun ganz oben angekommen, spielte mit den ganz grossen der Szene (AC/DC, Rainbow, Judas Priest und vielen mehr)  und auf den ganz grossen Festivals (Monsters of Rock in Donington). Und sie nahmen Alben auf, die wohl heute jeder gut sortierte Rock-Fan in seinem Platten-Regal stehen hat: «Lovedrive», «Animal Magnetism,» «Blackout» und «Love at first Sting» mit der Super-Balade «Still Loving you». Die Scorpions waren nun ganz gross. Doch statt den Weg beizubehalten, wurden einige Dinge geändert, die nicht unbedingt zum Besten Waren. So wurde die Zusammenarbeit mit dem Langjährigen Produzenten Dieter Dirks nicht fortgeführt, es kam zum Bruch mit ihrem Bassisten Francis Buchholz und sie veränderten ihren Weg, Lieder zu schreiben. Und irgendwann begab sich die Band dann auf grosse Abschiedtournee, die eigentlich immernoch andauert. So reisen sie mal durch die Hallen als Band, dann mit Orchester durch grosse Säle. Hin und wieder nehmen sie aber auch noch Platten auf. Zum 50-Jahre-Jubiläum erschien mit «Return to Forever» die letzte Studio-Scheibe der Band und in anbetracht dessen, dass es die Scorpions seit mittlerweile 54 Jahren gibt, ist ein Ende leider absehbar. Daher ist das Konzert in Schaffhausen sicher eine gute Möglichkeit, die Band nocheinmal live zu erleben.

Datum:               Dienstag 6. August 2019

Ort:                    Herrenacker, Schaffhausen (wenige Gehminuten vom Bahnhof entfernt

Türen:                17.30

Konzert:              ab 18.30

Tickets:               CHF 106.90

Organisation:       Stars in Town AG ([email protected])

Quellen:              Stars in Town, Wikipedia, Metal Archives

Text:                   Martin Rahn