„Godfather of Punk“ Iggy Pop und seine „Jünger“ trotzten dem Regen und hatten Spass in Lörrach

Mit dem Konzert von Iggy Pop & Band und Support-Act Fémina ging das letzte Konzert auf dem Marktplatz Lörrach des laufenden Stimmen Festivals über die Bühne. Es fand am Sonntag, 14. Juli 2019, statt und war zwar nicht ausverkauft, aber gut besucht. Denke mal, dass potentielle, kurzfristig denkende Besucher sich vom Wetter haben beeinflussen lassen und wegen dem starken Regen, der ausgerechnet eine halbe Stunde vor Konzertbeginn (20:00 Uhr) einsetzte, der Veranstaltung fern blieben.

Festivalleiter Markus Muffler war zu Beginn der Show von Fémina ungewollt ironisch. Als er auf die UNICEF-Pfandaktion „Dein Pfand Rettet Leben“ hinwies, goss es ausgerechnet wie aus Kübeln vom Himmel. Das nennt man wohl Timing. Die meisten Konzertbesucher waren glücklicherweise mit Regenschutz ausgerüstet, ansonsten gab es ein paar Rettungsdecken von der Crew vor Ort – eine nette Geste. Der Support-Act war zum Headliner ein Kontrastpunkt. Von Punk-Einflüssen waren die drei Damen (zwei Schwestern und eine gemeinsame Freundin) aus Argentinien weit weg und widmen sich dem Folk mit lateinamerikanischen Rhythmen und Beats. Die Trompeten bei zwei Liedern kamen sehr gut an. Es wurde höflich applaudiert, aber richtig Stimmung kam trotz der Intensität (Schwangerschaft einer der Damen hin oder her) von der Bühne her nicht auf. Mit dieser Art von Musik verbindet man Sonne und Wärme und nicht einen nass-„kalten“ Sommerabend. 45 Minuten dauerte das Set und gegen Ende liess sogar der Regen ein wenig nach. Na, vielleicht bleibt es beim Headliner trocken war mancherorts der Gedanke?

Während einem ellenlangen Intro feierten sich die Fans selbst oder applaudierten der Bühnen-Crew bei den Vorbereitungen auf den Mainact. Um 21:20 war es soweit und Iggy Pop kam mit seiner Band auf die Bühne. Mit ein paar seiner typischen Tanzeinlagen, natürlich oben ohne, und Posen frassen Ihm die Fans aus der Hand. Der „Godfather of Punk“ hat eine solche Anziehung, Aura oder was auch immer, dass Magie im Spiel scheint. Vom The Stooges-Song I Wanna Be Your Dog bis zur Nick Cave & The Bad Seeds-Cover-Version Red Right Hand hatte er leichtes Spiel mit den Fans. Und wenn der mittlerweile 72-jährigen Legende (Geburtstag: 21.04.2047) zu wenig los war im Publikum, dann reichten ein paar Gesten, spucken auf den Bühnenboden,  F***s (oder andere Fluchwörter) oder veränderte Gesichtsmimik um die Atmosphäre auf hohem Niveau zu halten. Die Fans klatschten und sangen mit, ein kleiner Moshpit resultierte und es war trotz des leichten Regens eine Party am Laufen von der geworfene Bierbecher und T-Shirts zeugten. Dies zumindest bis Mitte Platz. Iggy Pop ist ein Musiker, der diese Stimmung miterleben möchte und dies nicht nur von der Hauptbühne aus. So ging er ein paar Mal auf den nicht-überdachten Block auf der linken Bühnenseite (Blick Richtung Bühne) und liess sich von den Fans feiern, die nicht immer eine gute Sicht hatten. Dreimal stieg er oder hängte sich die Treppe runter in den Bühnengraben um Hände abzuklatschen, notabene unter Aufsicht seines Tour-Managers oder der örtlichen Security. Letztere hatten an diesem Abend von allen Marktplatz-Konzerten am meisten zu tun bei den Fans des Herrn aus Michigan. Einmal musste eine Dame, der es schlecht ging, weggetragen werden, ein anderes Mal mussten Fans ermahnt werden und eine Dame schaffte es gar zu Beginn des Liedes Repo Man, von wo auch immer, auf die Bühne zu gelangen. Dort wurde Sie allerdings rasch „abgefangen“. Die Security war auf zack und wenn Sie mal zu hart durchgriffen war der Tour –Manager zur Stelle. Mit einem Handshake wurde eine solche Szene freundschaftlich bereinigt.

Trotz unermüdlichen Bewegungsdrangs von Iggy Pop legte er bei all den Up Tempo-Nummer auch mal eine schwerfällige Passage ein, z.B. I'm Sick of You. So konnten „seine Jünger“ verschnaufen, während er gemütlich auf einer Box nahe der Bühnenkante Platz nahm, sein Mikrophon in den Schritt verfrachtete, ein Bier genüsslich zu sich nahm oder sich am Mikroständer festhielt. Das waren seltene Augenblicke, denn sonst war er wie ein „Real Wild Child“ unterwegs. Übrigens seinen nackten, mit von der Sonne gegerbten Haut, Oberkörper bedeckte er nur kurz mit einer Lederjacke, Umhang oder gegen Ende der Show mit einer Rettungsdecke.

Von meiner Warte hatten Iggy Pop und seine Band, ein tolles Best of-Programm zusammengestellt. Die Bass-lastige Version von Skull Ring, der Hit Real Wild Child und das rockige Down on the Street waren klasse! Unter viel Applaus und Johlen ging nach genau 90 Minuten ohne eine Pause (!!) einzulegen eine lebende Legende mit Kevin Armstrong (Git), Ben Ellis (Bass), Mat Hector (Drums), Keyboarder/Gitarrist Seamus Beaghen und den zwei Blasmusiker von der Bühne. Bitte Iggy Pop bleibe uns noch lange erhalten!

Setliste Iggy Pop & Band (So, 14.07.2019, Stimmen Festival):

I Wanna Be Your Dog (The Stooges Lied), Gimme Danger (Iggy and The Stooges Lied), The Passenger, Lust for Life, Skull Ring, I'm Sick of You (Iggy and The Stooges Lied), Some Weird Sin, Repo Man, Search and Destroy (Iggy and The Stooges Lied), T.V. Eye (The Stooges Lied), Mass Production, The Jean Genie (David Bowie Cover), 1969 (The Stooges Lied), No Fun (The Stooges Lied), Down on the Street (The Stooges Lied), Real Cool Time (The Stooges Lied), Nightclubbing (Iggy Pop & David Bowie), Sixteen, Five Foot One, Real Wild Child (Wild One) (The Dee Jays Cover), Red Right Hand (Nick Cave & The Bad Seeds Cover)

Photos/Text: Daniel Strub

Veranstalter: Stimmen Festival