Event Pics - ZZ Top - Spielfreude pur am Stimmen Festival in Lörrach (21.07.2017)
Ausverkauftes Konzert von ZZ Top am Stimmen Festival in Lörrach oder wenn zwei Bärte synchron wippen
„Spicy Tex Mex-Music“ mit ZZ Top bescherte dem Veranstalter des Stimmen Festivals ein volles Haus oder besser einen lückenfreien Marktplatz Lörrach. Die Verpflichtung der Texaner war ein voller Erfolg. Die Tickets waren seit längerer Zeit vergriffen und so konnte man sich glücklich schätzen bei diesem Spektakel dabei sein zu können. Mit etwas Glück ergatterte man auf dem Schwarzmarkt das einte oder andere Ticket, kurz vor Beginn der Show sogar deutlich unter dem Vorverkaufspreis.
Am Freitag, 21. Juli 2017, rockten die Texaner vor etwa 5000 Rock-begeisterten Fans aus dem Drei –Länder-Eck Deutschland-Frankreich-Schweiz.
Um 20:00 Uhr nach einer Ansprache von Festivalleiter Markus Muffler ging es los. Als Support war die Band The Red Devils aus Los Angeles verantwortlich zum Einheizen des Publikums. Dies gelang teilweise. Die Band mit Sänger und Mundharmonikaspieler Big Pete aus den Niederlanden, die sich 2012 nach dem Auflösen 1994, wieder mit vier original Mitglieder zusammenraffte, passte musikalisch zum Headliner, aber richtig Stimmung kam nicht auf. Es wurde zwar höflich applaudiert während der halben Stunde Spielzeit, aber bei dem blieb es, obwohl Big Pete von „we have a great time“ sprach. Mir blieb die Erinnerung an eine abgeschwächte Version der Rival Sons.
Ganz anders der Auftritt der legendären ZZ Top ab Neun Uhr! „ Do you like Blues?“ - mit einem Mix aus Hits und Tributes (Cover Versionen) an Ihre Helden hielten Sie die Fans aller Altersschichten im Bann. Beim Augenkontakt blieb es nicht. Es wurde inbrünstig mitgesungen, die Hüften gekreist, das Haar geschüttelt oder zumindest ein Fuss im Takt bewegt. Inmitten von Applaus zwischen den Liedern wurden immer mal wieder „ZZ Top“, „HiHa“ oder „Hellyeah“-Rufe lautstark Richtung Bühne geschrien. Mit Got Me Under Pressure zum Start liess man die Fans gar nicht erst aufwärmen, sondern gab den Tarif bekannt was einem die nächsten fast 100 Minuten erwartete – eine Blues’N‘Rock-Party. Weit weg von langweilig war die Show der „drei Bärte“ – ok, ok bei Schlagzeuger und „Schnauzer“ Frank Beard ist es nur der Nachname, während bei Gitarrist Billy Gibbons (Anm: einzig verbliebenes Gründungsmitglied) und Bassist Dusty Hill es nach wie vor kräftig spriesst und höchstens grauer wird. Die Texaner haben keine Lust auf pompöse Auftritte mit viel Schnick schnack, sondern kommen erdig rüber und wirken auch im Alter von mittlerweile 68 Jahren sowas von cool. Mir kommt jeweils die bekannte Milka-Werbung mit „Cool Man“ in den Sinn, wenn ich die Band sehe. Was den Chic der beiden Frontmänner unterstreicht sind die Sonnenbrillen und Hüte. Wo ZZ Top drauf steht ist ZZ Top drin, aber es wirkt trotzdem nicht altbacken. So gehören die weissen, flauschigen Flokati-Gitarren zum Song Legs einfach dazu und man hat trotz x-mal erlebt seine Freude daran. Seit 47 Jahren in dieser Formation lieben die Fans das Synchronspiel der Gitarrenhälse, das rhythmische Wippen der Körper, Gibbons’ bekannter Fingerzeig, Hill’s Bass-Schwenker, Beard’s typisches Spiel und das Ganze garniert mit viel Selbstironie und Komik. „Let’s have some Whiskey“ geht Richtung Publikum und Gibbons zaubert ein kleines Fläschchen Jack Daniels hervor. Wenig später hat er Lust zu rauchen und lässt sich genüsslich von einem Roadie Feuer geben und zieht ein Lied lang an der Zigarre – Rock’N’Roll ist nicht nur Ihre Musik, sondern Ihr Leben.
Neben Hits aus meiner Jugend am Beispiel von Gimme All Your Lovin' oder Sharp Dressed Man, hat mich die Version von Jimi Hendrix‘ Foxy Lady überzeugt. Ein kleines Manko war der Gesang zu Beginn, vielleicht lag es am Mikro?!? Die Idee eines Elvis Presley-Songs als Schluss-Bouquet zu bringen fand ich gut, obwohl ich La Grange erwartet hätte. Mit erwartet viel Applaus wurden ZZ Top verabschiedet.
Die „Tres Hombres“ haben gezeigt, dass Sie nicht zum alten Eisen gehören und viele Menschen begeistern können um ein paar Minuten den harten Alltag Ihrer Fans vergessen zu lassen. ZZ Top sind nach wie vor mit viel Spielfreude am Werk. Dies war anhand der Mundwinkel und Lachfältchen durch die dicken Bärte hindurch ersichtlich oder kam direkt per Ansagen über die Boxen - die Bärte werden grauer, aber die Lust zu spielen und ein Publikum zu unterhalten überwiegt.
Setliste ZZ Top (ohne Gewähr, Stimmen Festival):
Got Me Under Pressure, Waitin' for the Bus, Jesus Just Left Chicago, Gimme All Your Lovin', Pincushion, I'm Bad I'm Nationwide, I Gotsta Get Paid, Foxy Lady (The Jimi Hendrix Experience Cover), My Head's in, Mississippi, Catfish Blues (Robert Petway Cover), Sixteen Tons (Merle Travis cover), Act Naturally (Buck Owens and His Buckaroos Cover), Cheap Sunglasses, Chartreuse, Just Got Paid, Sharp Dressed Man, Legs, La Grange / Sloppy Drunk Jam, Tush
Bonus: Jailhouse Rock (Elvis Presley Cover)
Photos/Text: Daniel Strub