Event Pics - Metal Church, Gonoreas & Burning Witches - grandios im Werk 21 (04.08.2017)
Grossartiges Konzert in kleinem Rahmen
Vor einem Jahr sah ich den Headliner Metal Church am Wacken Festival auf der „True Stage“ und am Freitag, 04. August 2017, auf den Brettern des Werk 21 (Dynamo, Zürich). Was für ein Kontrast. Die Verschiebung des Konzertes vom Grossen Saal vom Dynamo ins Werk 21 hatte im Vorfeld nicht für Freude gesorgt. Könnte mir auch vorstellen, dass insbesondere Metal Church überrascht waren als Sie zum Soundcheck in den „Keller“ mussten. Im Nachhinein betrachtet war es ein guter Entscheid. Nicht nur, dass die Lokalität sehr voll war, sondern da sich alleine durch das Ambiente mit dem Natursteingewölbe, der kleinen Bühne mit einem guten, aber minimalen Licht, der von Band zu Band kletternden Temperaturen und der gegen Ende sinnbildlich zu schneidender Luft eine Metal-mässige Atmosphäre bildete. Einziges Minus: Durch das Metal Church-Schlagzeug bei den Vorbands war der Bewegungsradius noch geringer als er schon durch die Bühne selbst war. Dem wurde durch einen kleinen „Bühnen-Anbau“ für die Sängerin/Sänger etwas entgegen gewirkt.
Kurz nach halb Acht war es soweit, Burning Witches betraten die Bühne vor einer ordentlichen Anzahl Fans und eröffneten den Abend mit dem Song Metal Demons vom Debut Burning Witches (V.Ö. 19.05.2017). Obwohl es die Band noch nicht lange gibt, hat die Aargauer Band bereits, mitunter der sehr guten Kritik fürs Debut-Album, sehr viele Fans, die Ihre Lieder mitsangen oder zumindest den Refrain und zwischendurch „Hey, Hey“ und „Burning Witches“-Rufe hallen liessen. Sie bewiesen in 30 Minuten eindrücklich mit sehr gutem, kräftigem Gesang und beherrschen der Instrumente während tollem Posieren, Ausflüge von Sängerin Seraina Telli ins Publikum (gute Idee - war ja eng auf der Bühne), dass Sie auch eine gute Live-Band sind. Schliesslich hat man vor Burning Witches viel Erfahrung in anderen Bands gesammelt. Nebst eigenen Liedern kam auch das Cover von Dio’s Holy Diver gut an.
Die 4 der Thrash Metal-Band Gonoreas müssen nicht mehr beweisen, dass Sie eine gute Live-Band bilden, aber zementiert wurde es wiedermal mit etwas mehr als 30 Minuten an diesem Abend. Obwohl die Hexen zuvor eine gute Stimmung erzeugten, war diese bei den Aargauern (ja, ebenfalls aus diesem Kanton) noch ein wenig besser. Im wahrsten Sinne ab nach vorne war die Devise und ein paar Mal hatte wohl Sänger Leandro Pacheco Glück, dass er nicht gleich ins Publikum stürzte. Es sah zumindest aus meiner Warte danach aus. Mit abwechslungsreichem Thrash Metal/Gesang und, wie bei der Vorband, einer guten Bühnenpräsenz überzeugten Gonoreas. Erwähnenswert, der eigentliche Drummer Stefan konnte leider nicht dabei sein und wurde ersetzt durch Mättu. Wer sich ein Kurzüberblick machen möchte über das Schaffen von Leandro, Damir, Pat und Stefan dem sei das Best of-Album Guardian of Time, das dieses Jahr erschien, empfohlen.
Danach wurde die Bühne an den Headliner angepasst. Das Schlagzeug von den Supports wurde abgebaut, der Bühnenanbau weggeschafft und die Boxen umgestellt. Wer jetzt meinte er hätte mehr Platz vor der Bühne bei Metal Church wurde rasch eines besseren belehrt. Noch mehr Fans strömten in die Räumlichkeit. Wo waren die zuvor?!? In der Bar? In der Limmat, wo Stunden zuvor Sänger Mike Howe (Anm.: mit „modischen“ roten Badehosen – verdammt, das Bild hat sich nun eingebrannt!) durchs Wasser pflügte? Sie waren rechtzeitig um 21:35 Uhr dabei als die amerikanische, metallische Kirchen-Institution nach dem Terminator 2-Intro loslegte. Gleich mit dem ersten Song ging es ab in der Räumlichkeit. Obwohl die Herren Kurdt Vanderhoof (Git), Mike Howe (Vox), Rick Van Zandt (Git), Steve Unger (Bass) und Stet Howland (Drums, ersetzte im Frühling 2017 Jeff Plate) erst noch zaghaft agierten war die Stimmung ab dem ersten Lied, Fake Healer, hervorragend. Einzig der, mit seinen Bewegungen teils an einen Derwisch oder mit (langen) roten Hosen an Spiderman erinnernde, Frontmann war gleich in Fahrt und ging gleich auf Tuchfühlung mit dem Publikum. Besonders ein Fan im Rollstuhl wurde mit Handshake begrüsst, was ich eine tolle Aktion fand. Es ist immer wieder schön zu sehen, dass Menschen mit Behinderung bei Konzerten durch andere Fans entsprechend behandelt werden, speziell bei der Platzknappheit wie an diesem Abend. Mit zunehmender Konzertdauer, sprich ab dem vierten Lied schwappte die Begeisterung der Fans auch auf die restlichen Band-Mitglieder über. Ein grandios gutes Konzert entstand, mit dem ich nicht gerechnet hätte im Vorfeld. Man hatte das Gefühl Publikum und Band stachelten sich gegenseitig an und wollten sich übertreffen. Dem sonst eher kühlen Riffmaster Vanderhoof huschte immer mal wieder ein Lächeln übers Gesicht und die anfängliche Skepsis über den Auftrittsort verflüchtigte sich oder ging in der schwülen Atmosphäre unter. Wenn es nichts zum Applaudieren gab, skandierten die Fans „Metal Church“. Ich hatte das Gefühl 99% der Anwesenden waren Die Hard-Fans der Band. Egal ob die Amis einer von insgesamt deren 4 Lieder vom aktuellen Album XI (V.Ö.: ) zum Besten gaben oder das bombastische Watch the Children Pray aus Mitte Achtziger, man sang mit oder bewegte irgend ein Körperteil im Rhythmus. Erst mit Beyond the Black und der nachfolgenden „Pause“ wurde man aus dem Bann geholt um nur ein paar Minuten später die Schlusspunkte mit dem Hit Badlands und einer sehr groovigen Version von Human Factor wieder mittendrin zu sein. Dann war (leider) nach total 90 Minuten Schluss und die Band wurde gebührend verabschiedet.
In einem solch intimen Rahmen Metal Church und die anderen Bands zu erleben machte zwar Spass und die Bands hatten Spielfreude, aber aus finanzieller Hinsicht wünsche ich mir, dass Sie für die nächsten Shows in grösseren Hallen spielen werden. Wunderbar, im Anschluss ans Konzert gab es von jeder Band eine „Signing Session“. Damit es geregelt ablief musste der „Mercher“ Alessandro Fontanini den Ansturm leicht koordinieren. Den Abend beendete man gemütlich an der Limmat.
Setliste Burning Witches (Werk 21, Zürich):
Metal Demons, We Eat your Children, The Deathlist, Creatures oft he Night, Creator of Hell, Bloody Rose, Burning Witches, Holy Diver (Dio Cover), Black Widow
Setliste Gonoreas (Werk 21, Zürich):
Kiss the Sword, The Mask of Shame, Kursk, Devil at the Crossroads, Viking, Dark Triad, When Nobody Asked
Setliste Metal Church (Werk 21 Zürich):
Intro: Titel von "Terminator 2" (Brad Fiedel Lied)
Fake Healer, In Mourning, Needle and Suture, Start the Fire, Reset, Gods of Second Chance, Date with Poverty, No Tomorrow, Watch the Children Pray, No Friend of Mine, Killing Your Time, Beyond the Black
Bonus: Badlands, Human Factor
Infos/Photos: Daniel Strub