Event Pics - Die Toten Hosen am 25.8.18 auf der Luzerner Allmend
Als Online-Plattform haben wir von schwarzeliste.ch im Normalfall nichts auf Hosenkonzerten zu suchen, zumindest nicht mit Kamera und Notizblock. Diesmal kamen wir aber doch immerhin zur Ehre einer Journiakkreditierung. Danke herzlich dafür! Ach ja, und dank der heutigen Taschenkameras mit Telefonfunktion können wir euch doch noch ein paar Bilder zeigen … wenn auch nicht ganz aus der gewünschten Nähe.
Am 25.8.18 zeigt sich der Luzerner Hauptbahnhof etwas anders als an einem normalen Samstag. Gummistiefel, Wanderschuhe und Docs häufen sich nach 15.00. Die meisten davon verdächtig neu. Nun… im Schweizer Sommer 2018 gab es ja auch wirklich kaum Gelegenheit, Gummistiefel zu testen. Wanderschuhe und Docs allerdings schon. Ich vermute, AirWair International profitierte im Vorfeld des heutigen Tages zünftig von erhöhten Verkäufen. Auf jeden Fall pilgern ihre nigelnagelneuen Treter in Rudeln gen Luzerner Allmend.
50'000 KonzertbesucherInnen wurden erwartet. Etwas über 49'000 kommen. Auf jeden Fall ging der Vorverkauf nicht ohne kräftige Werbung vonstatten, was bei den Hosen, die die Hallen und Stadien normalerweise im Nu ausverkaufen, eher ungewöhnlich ist. Vielleicht kommt ihnen das zeitgleich stattfindende Zürich Openair etwas in die Quere. Und umgekehrt, denn auch das ZOA hatte im Vorjahr einige tausend Besucher mehr.
17.00 The Living End
Pünktlich um 17.00 sagt Hosenbassist Andi die erste Band des Konzertevents an und verspricht Rock’n’Roll vom Feinsten. Damit soll er absolut recht behalten. Die australische Rockband The Living End, die mit ihren charmanten Rockabillyeinflüssen eine bunte und spannende Rockshow liefern, sind auf jeden Fall nicht Schuld daran, dass das Publikum - dem Wetter entsprechend - noch etwas unterkühlt reagiert. Es sind einfach auch noch nicht so viele Leute da. Dass auf dem Konzertticket für die Türöffnung 17.30 Uhr angegeben ist (tatsächlich wurde das Konzertgelände aber um 15.00 geöffnet) hilft natürlich nicht unbedingt, um den Platz zu füllen für die erste Band um 17.00. Trotzdem gibt es schon den einen oder anderen Konzertgast, der verwegen mit den Füssen wippt und leichte Anzeichen von Headbangen zeigt. The Living End verlässt die Bühne schliesslich unter dem ihr gebührenden Applaus.
17.50 Feine Sahne Fischfilets
Schlagzeuger Vom kündigt „the sexiest band of the world“ - aus Mecklenburg Vorpommern - an. Feine Sahne Fischfilets geben zünftig Gas, Frontmann Monchi hält gleich mal fest, dass sie 15h von der Nordseeküste hergefahren seien und dies nur, um in Luzern zu frieren. Dafür verteilt er flaschenweise „Freibier“, welches offenbar diese 15h mit in die Schweiz gefahren ist. 40 Minuten für ein Set sind nicht viel, da muss eine Band schon gut überlegen, welche Songs sie raushauen will. FSF haben nebst ihren besten Songs auch gleich zu jedem einen Spezialeffekt mit im Gepäck. Egal ob sie mit farbigen Rauchbomben die Bühne einhüllen oder eine in der Nordsee heimische Wasserbanane crowdsurfen lassen, langweilig wird der Auftritt keine Sekunde. Besonders auch darum nicht, weil die Menge im Golden Circle schon kräftig mitfeiert. So wird die Wasserbanane innert Kürze vom „Mann mit der schönsten Frisur des Abends“ (Zitat: Donots-Frontamann Ingo) geentert und die vordersten Fanreihen lassen sich begeistert von Monchi mit Bier abfüllen, oder gar überschütten. Ich bin überzeugt, Monchi hat sich schon beschissener benommen, dennoch suchte er „Geschichten aus Jarmen“ aus für seinen Tauchgang ins Publikum. Die Mischung aus witziger Unterhaltung und dezidierten politischen Statements zogen das Publikum ganz schnell in den Bann der Band.
18.50 Donots
Kurz vor sieben treten die Donots auf den Plan, und sie heizen dem mittlerweile zahlreichen Publikum zünftig ein. So ganz warm und locker in den Hüften sind die Konzertbesucherinnen immerhin noch nicht bis zuhinterst auf dem Gelände. Der energiegeladene Frontmann Ingo macht es zu seinem persönlichen Ziel, dies zu ändern und er lässt keine Pause zwischen zwei Songs aus, um das Publikum zu animieren. Es muss geklatscht, gehüpft, gesungen und getanzt werden. Die Donots zeigen zwar Verständnis für alle, die strategisch ideal beim Bierstand stehen, finden aber, dass wer sich schon nicht an einem circle pit beteiligen kann (aufgrund des Bieres in der Hand), doch immerhin im Kreis stehen soll. So ganz kann er sein Vorhaben, den ganzen Platz mit circle pits zu füllen nicht umsetzen, mehr als zwei zeigen die Kameraübertragungen auf den Bildschirmen jedenfalls nicht. Aber dafür kommt der „Mann mit der schönsten Frisur des Abends“ (wenn ihr die sehen wollt, müsst ihr schon in die Bilder schauen ;-) nochmals zu einem Auftritt. Er darf diesmal beim Orchestrieren eines riesigen Pits vor der Bühne helfen. Und nicht zuletzt ergattert er sich einen Platz auf der Bühne, denn seine Mutter hat ihm eine Kiste Bier versprochen, falls er die zu erklimmen schaffen sollte. Und bei solchen Versprechen hilft man sich natürlich solidarisch. Auch nachdem sich das Publikum mit den Donots warm gelaufen hat, kommen die BesucherInnen weiterhin herbeigeströmt… bis zum Auftritt der Toten Hosen wird sich die Allmend noch weiter füllen.
20.15 Die Toten Hosen
Pünktlich zum Hosenauftritt beginnt es dann richtig zu regnen, aber mittlerweile würde einem in der Schweiz auch was fehlen, wäre es anders bei einem Hosenkonzert im Freien. Und den wahren Fans von gepflegten Openairs ist eh egal wie nass sie sind. Ihnen kommt eine Regenjacke nicht in die Tüte. Zum Aufwärmen gibt’s ja schliesslich Bier.
Mit Auswärtsspiel wird das Konzert passenderweise eröffnet, denn dieser Auftritt ist der erste überhaupt in Luzern. Campino und seine Mitstreiter fetzen durch 36 Jahre Bandgeschichte… natürlich fehlt keiner der langjährigen Gassenhauer, aber auch die neueren und ganz neuen Songs begeistern die Menge unisono. Und damit etwas Abwechslung in die lange Liste bekannter Songs kommt, bringen die Hosen Verstärkung in Form eines Streicherensembles und eines Klaviers mit. Die grösste Party wird auf jeden Fall direkt vor der Bühne gefeiert. Wer dort versucht, in Ruhe stehen zu können und sich dabei ständig vor den Pogotanzenden in Acht nehmen muss, hat einen schweren Stand. Verpasst aber definitiv auch was. Trotzdem lohnt sich der Besuch auch für diejenigen, die sehr weit hinten stehen. Die Bühnenkonstruktion ist dermassen gross (19m hoch) und das Gelände mit so grossen und vielen Videopanels ausgerüstet, das man von überallher das Geschehen gut verfolgen kann. Selbst von aussen am Gelände. Wer immer sich kein Ticket leisten konnte - oder wollte - hat auch aussen am Zaun eine ziemlich nette Sicht. Nichtsdestotrotz ist das Erlebnis ein ungleich anderes wenn man inmitten der Fanfahnen und der Rauchpetarden steht … und Campino und die Jungs von der Opelgang doch auch noch ein kleines Bisschen direkt sehen kann. Die Bühne ist geschlagene 65m breit, die Band rennt ganz schön rum wenn sie sich dem Publikum zu beiden Seiten der Bühne zeigen will. Das Rumgerenne tut der Kraft, die Campino in seine Musik steckt aber keinen Abbruch. Fast zweieinhalb Stunden dauert der kollektive Rausch und - ginge es nach den Fans - könnte er auch noch zweieinhalb Stunden weiter gehen. Leider ist kurz nach halb elf Schluss. Aber immerhin kündigt Campino an, dass Die Toten Hosen 2019 als Headliner am Greenfield Festival sein werden. Es wird leider das einzige Schweizer Konzert im kommenden Jahr bleiben, aber immerhin, eines ist besser als keines.
Text/iPhonographie: Stephanie Wittmer