Event Pics - Grandioser Buddy Guy mit Beth Hart an der Baloise Session (30.10.2018)
Magischer Blues-Abend an der Baloise Session oder nach Buddy Guy “The Blues is Alive and Well“
Als gut gewählte Einstimmung wurde via Videoleinwand links und rechts der Bühne das Konzert von Jeff Beck vor zwei Jahren zu „Pure Blues“ am Dienstag, 30. Oktober 2018, eingespielt. Kurz vor Acht Uhr fanden sich die Konzertbesucher an den Clubtischchen mit Kerzenlicht ein und warteten gespannt was der Abend bringen wird. Das Konzert von Buddy Guy und Beth Hart war (natürlich) ausverkauft durch ein mehrheitlich älteres Publikum. Durch den Abend in der Event Halle der Messe Basel führten wie gewohnt CEO Beatrice Stirnimann und die Stimme von Christoph „The Voice“ Schwegler.
Beth Hart (USA)
Zeit: 20:03 – 21.20 (77 min)
Die amerikanische Blues Sängerin Beth Hart zeigt sich an diesem Abend mehrheitlich von der ruhigen Seite, nur gelegentlich kommt Ihr (Blues)Rock-Potential zum Zug. Stimmlich variiert Sie jedoch von sehr fein, schon fast säuselnd, bis zu kraftvollen Schreien. Im Lied Take It Easy On Me, welches kurzfristig den Weg auf die Setliste fand, kam sehr gut das ganze Spektrum zum Zug. Die aus Los Angeles stammende Künstlerin thematisiert in den Liedern u.a. Ihre Drogensucht, familiäre Probleme und Depressionen. Durch diese Selbsterfahrung gewinnen die Lieder an Tiefe und Hart erzählte mit ein paar Ausnahmen die Geschichte zu jedem Lied. So singt Sie in Fatman (gute Blues Rock-Nummer) über Ihren Dealer oder man erfuhr, dass Picture in a Frame aus einem Traum über Krieg entstand. Zu Baby Shot Me Down gab Sie eine ironische Anekdote von Ihrer Mutter zum Besten.
Beth Hart wurde begleitet durch Jon Nichols (Git), Bill Ramson (Drums) und Bob Marinelli (Bass). Darunter stach die für Blues-Musiker ungewöhnlich stark verzerrte Gitarre und gebückte Art zu spielen von Nichols heraus. Die gute Freundin von Joe Bonamassa begleitete sich selbst ab und an mit einer Akustikgitarre und öfters mit dem Piano. In der Mitte der Show wurde es mir durch die eher ruhigen Lieder und der Pianobegleitung ein wenig zu monoton. Das war schade, denn ansonsten zeigte Beth Hart ein sehr gutes Konzert, bewegte/tanzte und beeindruckte das Publikum durch Ihre offene Art, so dass sich dieses zu einer Standing Ovation hinreissen liessen. Ansonsten wurde höflich applaudiert und ab und zu mitgeklatscht. Beatrice Stirnimann überreichte Ihr am Ende einen Blumenstrauss und wie schon zuvor bedankte Sie sich mit einem liebevollen „Thank You“. Beth Hart kann es (noch) besser und davon kann man sich hoffentlich am Sonntag, 07. Juli 2019, in Augusta Raurica überzeugen lassen!
Setliste Beth Hart
Heart as Black, Sinners Prayer, Fatman, Love Gangster, Picture in a Frame, I’ll Take Care of You (Cover Bobby “Blue” Bland), Love is a Lie, Chocolate Jesus (Cover Tom Waits & Kathleen Brennan), Take It Easy On Me, By Her, Baby Shot Me Down, Do Right, Tell Her You Belong, Bonus: Fire on the Floor
Buddy Guy (USA)
Zeit: 21.55 – 23.14 (79 min)
The Blues Is Alive And Well (V.Ö.: 15.06.2018) heisst der aktuelle und viel gelobte Tonträger von Blues Rock-Legende Buddy Guy. Der Titel dieses Werkes setzte er an diesem magischen Blues-Abend anlässlich der Baloise Session grandios um. Der 82-Jährige zeigte es so mal richtig der jüngeren Generation! In gutem Schritt stapfte er in einem weissgepunkteten schwarzen Hemd, weisser Hose, weisser Schiebermütze und stylischen, weiss-schwarzen NIKE-Sneakers mit Gitarre umgehängt zur Bühnenmitte und legte zusammen mit Ric Hall (Git), Tom Hambridge (Drums), Marty Sammon (Keys) und Orlando Wright (Bass) los. Und zwar fit wie seine Schuhe!
Der aus Louisiana stammende Gitarrenvirtuose brachte sich das Spiel, initiiert durch sein Idol John Lee Hooker, selber bei und zog ein paar Jahre später nach Chicago. Warum schreib ich dies zum Vertreter des typischen Chicago Blues?!? Diese Spielfreude in jungen Jahren hat er sich bis ins hohe Alter bewahrt. Wie scheinbar leicht er nach wie vor das Griffbrett der Gitarre bearbeitet, noch teils kräftig singt und dazu das Showelement nicht aussen vor lässt, dem gehört der grösste Respekt. Sehr zur Freude des Publikums bespielte er die Gitarre auf vielseitige Weise. Mit eindeutig zweideutigen Bewegungen im Bereich des Beckens, per Frottiertuch, einer Kombination aus Frottiertuch und Drum-Stick, mit seinen Schultern, seinem Allerwertesten (sah so was von ulkig aus), hinter dem Rücken, am Hinterkopf und schlussendlich entlockte er seinem Instrument die gewollten Klänge auch noch mit Hilfe seiner Zähnen. Mit wenigen Ausnahmen hatte er dabei ein schönes, teils verschmitztes Lächeln aufgesetzt. Diese Spielfreude spiegelte sich, mit Ausnahme von Bassist Wright, ebenfalls bei seinen Mitmusikern. Zwei Soli konnte in präziser Art und Weise Ric Hall, der Mann an der zweiten Gitarre, zum Besten geben. Er brillierte auch mit kreisen lassen seiner Gitarre – sah echt cool aus. Beeindruckt war ich auch von „Tastenmann“ Sammon. Mit „fliegenden“, show-mässigen Handbewegungen war dieselbe Präzision wie normal zu hören. Wie bereits beim „Opening Act“ war auch hier der Bassist zurückhaltend mit Show-Elementen und beliess es bei einem guten Spiel. Die Band ist sehr gut eingespielt und ich hatte das Gefühl, dass sie sich blind verstehen. Nur einmal machte sich Buddy Guy vom Acker und liess seine Band „im Stich“. Dies war gleichzeitig der Konzerthöhepunkt und hatte ich in dieser intensiven Form erst bei NEK an der Baloise Session 2017 erlebt. Der Grossmeister des Blues ging Gitarren-spielend in Begleitung von einem Roadie und Security durch die Fans und klapperte einen grossen Teil der Gänge der Sitzreihen ab. Zwischendurch liess er sich zu einem Solo hinreissen oder schnappte sich die Hand einer älteren Dame und geleitete Ihre Finger so auf seiner Gitarre damit es mit dem Song Someone Else is Steppin' In (Slippin' Out, Slippin' In) übereinstimmte. Das war nur GROSSARTIG!! Etliche Fans liessen sich diese Gelegenheit nicht entgehen und hielten das Geschehen auf Ihren Smartphones fest. Wann schliesslich kommt man einem solchen Superstar schon so nahe?!? So ganz nebenbei bemerkt, füllte sich der Raum zwischen Bühne und erste Sitzreihe immer mehr. Einige dieser Fans erhielten vom Meister persönlich ein Plektrum.
Das grossartige Konzert beinhaltete eigene Lieder (Cognac, vom aktuellen Album) und Coversongs (Peggy Lee’s (You Give Me) Fever). Es war immer was los, so verflog die Zeit rasch und es wirkte wie ein Hammerschlag als sich plötzlich die Band verabschiedete. Was, ist diese tolle Show schon vorbei?!? Ich hätte noch länger diesem Treiben zugesehen und zugehört. Dieses Konzert gehört zu den Besten aller Baloise Session-Konzerte und die Standing Ovation am Schluss war das Minimum an Verneigung vor diesem Meister des Blues!
Text/Photos: Daniel Strub