Event Pics - Disturbed & Support-Act Skindred - sold out-Show in Zürich (21.04.2019)
3500 Fists in the Air! Untypisches, aber trotzdem gutes Live-Spektakel von Disturbed in Zürich
Wochen vor der Show gab es keine Tickets mehr für das Konzert von Disturbed und Support-Act Skindred am Ostersonntag, 21. April 2019. Nur wenige „Ticket-Verkäufer“ säumten den Weg zur sold out-Show im Rahmen der Evolution-Tour in der Halle 622 in Zürich Oerlikon. So werden wohl die meisten Fans keine überrissene Ticketpreise bezahlt haben! Trotz der Ankündigung von höheren Sicherheitskontrollen, die auch stattfanden zum Einlass ab 18:00 Uhr, kam es nicht zu allzu langen Wartezeiten vor der Lokalität. Es ging sehr relaxt zu und her.
Um 19:30 begann der Showblock unter Einspielung von AC/DC und The Imperial March der StarWars-Saga mit der britischen Alternative Metal-Band Skindred. Was das Quartett wie ein roter Faden durch den Auftritt führte war Ihr wilder Stilmix mit Schnipseln von The Prodigy, Black Sabbath und Shierley Bassey und Tupac Shakur. Mit Metal, Punk, Reggae und selbst Hip Hop machten Sänger Benji Webbe, Gitarrist Mikey Demus, Dan Pugsley am Bass und Schlagzeuger Arya Goggin viel Stimmung und groovten was das Zeug hielt. So umschrieben war es klar, dass es dazu eine hochstehende Rhythmusabteilung benötigte und da stach Goggin mit seinem massiven Beat, Spotlight und wehenden Haaren heraus. In extravaganten Kleidern und durchgestylt bis zur Nieten-besetzten Brille ist an Sänger Webbe auch kein Vorbeischauen möglich. Mit Armeschwingen, Helikopter mit den ausgezogenen T-Shirts, Jumps aus dem Sitzen, Ballone und mitsingen („If you’ve a good time – say fu** yeah“) waren die Konzertbesucher bis zum Mischpult in Bewegung. Mich hat die Band begeistert, obwohl ich nur das Mitsing-Lied That’s My Jam im Vorfeld kannte. Kill The Power, Nobody und auch Warning zum Ende des 55 Minuten-Auftritts waren ebenfalls live eine Wucht! Für Fans von Living Colour ist das Quartett mehr als ein Anspieltipp.
Die Vorstellung Disturbed kommen auf die Bühne, legen mit Inside the Fire los und Flammensalven gehen ab Richtung Decke stand an diesem Abend nicht auf dem Programm. Erstens starteten nach einem Video (U.a. der Slogan „When Music Is the Weapon – No One Is Safe“) um 20:50 Uhr David Draiman (Vox), Dan Donegan (Git), Mike Wengren (Drums) und dem bewegungsfreudigen John Moyer- (Bass) mit einem, Are You Ready, mit einem von insgesamt 5 Songs vom aktuellen Album Evolution (V.Ö.: 19. Oktober 2018). Zweitens gab es auch während des ganzen Konzertes keine Pyro-Show, nicht mal einzelne kleine Flämmchen kamen, ganz im Gegensatz zu den Nordamerika-Shows, zum Zuge. Das war echt schade und einzig brennende Kerzen wurden via Video-Leinwand, neben Live-Kamera-Mitschnitten, eingeblendet. Die Amis zeigten sich eher von der softeren Seite. So dominierte blaues Licht mit einzelnen hellen Spots und es kam mitunter zu kurzen Bühnenumbauten (Mikroständer und Barhocker) um vier halbakustische Einlagen (Hold On to Memories, A Reason to Fight, Watch You Burn und The Sound of Silence) mit einem zusätzlichen Gitarristen ins richtige Licht zu rücken. Dieser Gitarrist ist der Guitar-Tech von Donegan, spielt in der Band Fight Or Flight und heisst Jeremy Jayson. Zu The Sound of Silence gesellten sich eine Violoncellistin, eine Geigenspielerin dazu und Gitarrist Donegan begleitete auf dem Piano. Anhand der Publikumsreaktion war dies ein Highlight mit ein wenig Gänsehaut.
Auf Ihrer bisher grössten Europa-Tour sind der Band zwei Themen sehr wichtig – Depression und Suchterkrankung. In Zusammenhang mit der US-Tour fand mit dem Lied A Reason to Fight ein reger Austausch dazu mit Fans statt. Dies nahm die Band zum Anlass die Themen vor und während der Euro-Tour miteinzubeziehen und mit der Kernaussage „You’re Not Alone“ ans Publikum zu richten. Jeder hat/kennt Personen, die mit dieser Krankheit bzw. Sucht konfrontiert sind. Er hat u.a. den Linkin Park-Sänger Chester Bennington erwähnt. Eindrücklich war die Reaktion auf die Frage, dass als Experiment gedacht war, wer im Publikum damit schon direkt konfrontiert war – ein Meer aus Händen war die Antwort! Dazu muss man nichts weiter schreiben ……..
Die lange Ansprache von Sänger Draiman kam leider nicht überall im Publikum gleich gut an. Ein paar Fans fanden es wohl zu langweilig und wollten mit Gejohle stören und zum nächsten Lied „animieren“. Kontrovers diskutiert wurde nach der Show auch der Auftritt von Maddox und seiner Mutter Marie, die vor und während dem Klassiker The Light eingeladen wurden auf die Bühne zu kommen und das Lied lang vor dem Drum Kit genossen. Das war auch mir viel Pathos. Das Lied in Kombination mit den Feuerzeugen und Smartphones der Besucher hinterliess dagegen einen tollen Eindruck und gehörte zu den Höhepunkten.
Disturbed nahmen nicht während der ganzen Show den Fuss vom Gaspedal, sondern hatten mit The Vengeful One oder Ten Thousand Fists Metal-Hymnen im Angebot, die auf entsprechende Resonanz im Publikum stiessen. Mit dem Klassiker Down with the Sickness vom 2000er Album The Sickness zum Abschluss entliess man die Fans in die lauwarme Nacht.
Das Konzert fand ich sehr gut, hatte einen sehr fetten Sound bei beiden Bands und war durch die einbezogenen Themen und vier halb-akustischen Liedern nicht typisch Disturbed. Nach wie vor gehört das Konzert als Special Guest von Avenged Sevenfold in derselben Lokalität am 26. Februar 2017 zu meinem favorisierten Konzert der 4 Amerikaner aus Chicago.
Setliste Disturbed (So, 21.04.2019, Halle 622, Zürich Oerlikon)
Are You Ready, Prayer, The Vengeful One, The Animal, Stupify, (Guitar Solo), Voices, Land of Confusion (Genesis Cover), Hold On to Memories, (Bass Solo), (Drum Solo), Ten Thousand Fists, The Game, A Reason to Fight, Watch You Burn, The Sound of Silence (Simon & Garfunkel Cover), Indestructible, Inside the Fire
Bonus: The Light, Stricken, No More, Down with the Sickness
Text/Photos: Daniel Strub
Veranstalter: Good News