Event Pics - Materialschlacht im Hallenstadion - Muse - 3.7.2019
Wow, die intergalaktische Bühnenshow, die Muse mit weiss Gott wie vielen Sattelschleppern für ihre Tour umherschippern, lässt sich definitiv nicht lumpen. Böse Pressezungen behaupten zwar, damit würde die Band von ihrer Mittelmässigkeit ablenken, aber selbst wenn dem so wäre, ich würde mich nicht drüber beklagen. Wer so weit hinten im Hallenstadion parkiert wurde wie die Fotografen, war froh um alles was es zu sehen gab. Denn eines sahen wir kaum: die Band. Cropping heisst das Zauberwort des Tages!
Aber first things first. Da war ja auch noch die Amerikanische Punkband SWMRS als Support. (Falls ich etwas Interesse bei euch schüren soll: deren Schlagzeuger ist Joey Armstrong, Sohn des fast gleichnamigen und nicht ganz unbekannten Punkmusikers...) SWMRS hatte die schwierige Aufgabe, das erst halbvolle Stadion in Stimmung zu versetzen. Ob das gelungen ist, weiss ich nicht, da für die Fotografen nach drei Songs Schluss war. Aber ihr seht auf den Bildern, wieso jeder in der hinteren Hallenhälfte nur froh sein kann um überdimensionierte Lichtshows. Ohne diese sieht aus der Ferne jede Band zum Gähnen aus. Es liegt nämlich definitiv nicht am fehlenden Körpereinsatz von Frontmann Cole Becker, dass der Auftritt irgendwie lahm ausschaut. Schuld daran sind schlicht und einfach die Distanz und die Perspektive... Was für die Fotografen allerdings nur ein kurzes Ärgernis ist, ist für Supportbands, in Hallen dieser Grösse, schlicht eine Riesenherausforderung: nicht rüberbringen können, dass eigentlich der Bär steppt.
Bei Hauptact Muse kommt dieses Problem gar nicht erst auf. Mit einer hallenfüllenden Lichtshow, mit einem überdimensionalen Konfetti- und Luftschlangenregen, mit Riesenballonen im Publikum, mit Robotern und einem gozillagrossen Monster auf der Bühne, wird auch der Allerhinterste in den Bann der Show gezogen. Statisten tanzen, leuchten, fliegen durch die Lüfte und Frontmann Matt Bellamy taucht mehrfach unter, nur um irgendwo wieder aus dem Bühnenboden empor zu fahren. (Fast) alles was Muse jemals an grandiosem Material geschrieben haben, hauen sie raus auf ihrer Simulation Theory World Tour. Von deftig wie Stockholm Syndrome bis ruhig wie Dig Down ist alles dabei. Und fast für jedes Stück wartet ein neuer Effekt über, auf und neben der Bühne aufs Publikum. Dieses fand die Sitzplätze im Hallenstadion übrigens völlig überbewertet. Der zweite Song Pressure riss die BesucherInnen bereits von den Hockern und da blieben auch so ziemlich alle bis zum Ende der fulminanten Show. Vielleicht auch, um dem offiziellen Musikvideo dazu gerecht zu werden. Nachdem Sänger Matt auf Tuchfühlung ging mit dem Publikum, brachte er eine nicht ganz korrekte Schweizer Flagge von seinem Spaziergang um die Bühne mit. Wir wissen jetzt aber: auch rechteckig hat so eine Flagge ihren Nutzen. Man kann sie sich dann nämlich als Cape umbinden. Das hat Schlagzeuger Dominic Howard gemacht und ich staunte wie lange er es mit diesem synthetischen Teil um den Körper aushielt. Es war ja wirklich nicht kühl und für ihn, der mit ganzem Einsatz auf seine Drums eindrosch, erst recht nicht. Knapp zwei Stunden ging es Schlag auf Schlag. Matt Bellamy ist kein Mann der grossen Worte. Die Kommunikation mit dem Publikum hielt sich in engen Grenzen, war aber auch gar nicht nötig. Ein Hit jagte den anderen und die mitreissenden Rhythmen und die überwältigende Show hielten das Publikum auch ganz alleine bei Laune.
Und während wir Fotografen noch unsere Bilder sortieren, steht die gewaltige Bühne in Paris bereits wieder. Ohne einen Tag Pause geht es für die Hochleistungssportler von Muse weiter mit den Auftritten. Chapeau!
Text/Bilder: Stephanie Wittmer