Event Pics - Xavier Naidoo am Blue Balls (27.07.2019)

Sein erster Konzertauftritt in diesem Jahr führte Xavier Naidoo in den Konzertsaal des KKL, den er bereits kennt. In intimer Atmosphäre, sitzend und begleitet von drei Musikern, brachte er seine Lieder dar. Mit «Wo willst du hin» war der zweite Song bereits ein Hit. Insgesamt bot der Mannheimer eine gute Mischung zwischen seinen grossen Erfolgen und neueren Werken. Letztere konnten nicht ganz so zünden, brauchen wohl auch bei den eingefleischten Fans noch ein paar Durchgänge. Aber dass der Mann singen kann steht ausser Frage. Beim Publikum schien dies zunächst weniger der Fall zu sein. Zum neuen Song «Mein Glück ist besiegelt» hatte sich der Sänger eine Melodie überlegt, die «der Chor» singen könnte. Es klappte allerdings mehr schlecht als recht. Doch beide Seiten nahmen es mit Humor. 

Danach ging es zurück in die 1990er-Jahre, zu den Anfängen. «20’000 Meilen» ist immer noch ein guter Song – auch wenn er (wie so viele) ziemlich religiös ist. Damit muss man bei Naidoo leben. Die Liebe zu Gott ist omnipräsent, manche Songs klassifiziert er selber als «Lobpreisung». In «Hört hört» heisst es «Meine lieder haben viele gehört / Wahrscheinlich habe ich aber vielmehr verstört». Das kann man als kritische Selbstreflektion gelten lassen. Krude Äusserungen, wie er sie in der Vergangenheit ab und zu getätigt hatte (siehe https://de.wikipedia.org/wiki/Xavier_Naidoo#Rezeption_und_Kontroversen) , bei denen man nie recht wusste, wofür er eigentlich stehen will, gab es an diesem Abend nicht. Einzig zur Aussage, Deutschland gehe es heute nicht mehr so gut wie noch 2006, liess er sich «hinreissen». Sie war die Ansage für «Was wir alleine nicht schaffen». Das Publikum sang mit, was in diesem akustisch so ausgeklügelt gebauten Saal wundervoll klang. Ebenfalls wundervoll ist das Lied «Sie sieht mich nicht», das damals auf dem Soundtrack zu «Asterix und Obelix gegen Cäsar» (1999) vertreten war. 

Danach durfte der Mann an der Gitarre ran. Alex Auer hat auch eigene Projekte und trug sein Lied «Sing it out» vor, welches ziemlich gut ankam. Nach diesem Zwischenspiel ging es dann langsam aber sicher auf die Zielgerade zu. Dann holte Xavier Naidoo eine Geheimwaffe heraus. Mit «Gruss an RZA» leitete er ein Lied ein, das er 2003 mit dem US-amerikanischen Rapper veröffentlicht hatte: «Ich kenne nichts (das so schön ist wie du)». In späteren Jahren konnte sich der Song mehrfach wieder in den Charts platzieren und gehört deshalb definitiv zu den grossen Naidoo-Hits. Er forderte alle Männer auf, das Lied für ihre Frauen zu singen, stehend. Brav und doch noch etwas schüchtern kamen sie der Aufforderung nach. Erst als dann alle Leute standen und mitsangen, schwoll die Lautstärke an. Auf diesem Höhepunkt des Konzertes ging der Sänger ab, kehrte dann aber nochmals wieder für «Dieser Weg.» 

Festivalleiter Urs Leierer hatte diesen letzten Abend des Blue Balls Festivals unter das Motto der Liebe gestellt. Dem wurde Xavier Naidoo mit seinen gefühlvollen Songs und der grossen Gottesfurcht sicher gerecht. Auch sein Namensvetter Xavier Rudd versprühte danach im Luzerner Saal ganz viele positive Vibes.

Text & Bilder: Leandra Jordi