Event Pics - Duff McKagan, Shooter Jennings und Band in Zürich (06.09.2019)

Duff McKagan feat. Shooter Jennings & Band im intimen Rahmen in Zürich

Kooperationen mit Country-Stars sind angesagt und auch erfolgreich. Ein gutes Beispiel und Vorreiter ist Justin Timberlake der mit Chris Stapleton im Jahre 2018 mit Say Something einen weltweiten Hit landete. Bei den neusten Zusammenarbeiten mit Rap-Stars bin ich dagegen skeptisch, ob doch nur finanzielles Interesse massgebend ist. Anders ist es bei Duff McKagan. Erstens hat er eine gute Nase in Sachen Aktienkauf und hat wohl als Bassist von Guns N’Roses finanziell ausgesorgt. Und zweitens ist seine Vorliebe für genanntes Genre bekannt und er hat mit der laufenden Tour zum sehr Country-geprägten Studioalbum Tenderness (V.Ö.: 31. Mai 2019, Nr. 1 der Billboard's Heatseekers Charts, CH-Charts Paltz 42) gleich Kollaborateur, Sänger und Freund Shooter Jennings als Live-Band und Support-Act (!!) engagiert. Im Gegensatz zu seiner Hauptaktivität bei Guns N’Roses zieht McKagan die kleineren Hallen vor und gleichzeitig die Nähe zum Publikum – „erlebe Duff McKagan im intimen Rahmen“ hätte ein Werbeslogan heissen können. Der Erfolg mit den Verkäufen von Tenderness, der guten Kritiken und einigen ausverkauften Lokalitäten auf dieser Europa-Tour geben Ihm Recht. So fand der wohl kurz vor dem Ausverkauf (einzig hinten im Barbereich hatte es noch massig Platz, mehr als 650 Fans) stehende Gig am Freitag, 06.09.2019, im Dynamo Zürich statt.

Als erstes trat um 20:00 Uhr Country Musiker Shooter Jennings & Band auf. Ihm wurde die Musik in die Wiege gelegt, da seine Eltern die Country-Grössen Waylon Jennings und Jessi Colter sind. Der Multi-Instrumentalist wird auf dieser Tour durch Geigenspielerin Aubrey Richmond, Jamie Douglass am Schlagzeug, Bassist Ted Russell Kamp und John Schreffler an der Gitarre begleitet. Mit Ausnahme vom Drummer unterstütze Ihn seine „Truppe“ mit Hintergrundgesang. Trotz dem Handicap eines bandagierten Fingers spielte er viel am Piano und stand nur ab und zu in der Bühnenmitte mit einem Saiten-Instrument. Country ist nicht mein bevorzugter Musikstil, aber ich fand den 50 Minuten-Auftritt sehr gelungen. Anhand des Applauses ging es nicht nur mir so. Die sehr bluesig-rockige Nummer Steady at the Wheel und das leicht psychedelische Don’t Feed the Animals waren die pers. Highlights. Der Mann kann auch “rocken”!

Ziemlich genau 30 Minuten, 21:20 Uhr, später standen dieselben Musiker wieder auf der Bühne, jedoch dieses Mal angeführt durch den 55-Jährigen Duff McKagan. McKagan ist als Bassist mehrheitlich bekannt, aber hat in früheren Bands auch Gitarre gespielt, was er denn auch auf dieser Tour ausübt. Sein Roadie hatte es nicht einfach, nach jedem zweiten Lied wechselte die Gitarre. Nebst den Interaktionen mit den Fans (Geschichten rund ums Album Tenderness, animieren zum Mitklatschen, Sätze à la „Dankeschön, your motherfu**ers here in Switzerland“, „Zürich – are you still with us?“ oder „Do you wanna sing?“, etc.) nutzte er sein Stimmorgan als Hauptsänger. Zwischendurch lösten Ihn Shooter Jennings, vornehmlich am Keyboard, Geigenspielerin Richmond oder Scheffler ab. Alle der Genannten haben sehr schöne Stimmen, die mal eher zu Rocknummern oder dann ruhigen Songs passten. So wurden zwei Guns N’Roses-Lieder gänzlich unterschiedlich interpretiert. Bei Dead Horse sang er im Duett mit Richmond und bei Patience zeigte sich Scheffler verantwortlich gesanglich Parole zu bieten. Dies gelang vorzüglich. Beim Lied Don't Look Behind You hatte ich Gänsehaut. Die Stimme McKagan’s und das blaue Bühnenlicht passten extrem gut.

Wie erwartet kamen die Guns N’Roses-Lieder beim Publikum sehr gut an und so war es kein Zufall, dass die Band mit You Ain't the First vom Album Use Your Illusion I ins Set einstiegen. Die Auswahl der Gunners-Songs vor der Tour lag übrigens in den Händen von Jennings. Zum Mitsingen regte auf Anhieb der Refrain des Titelstückes, Tenderness, vom aktuellen Album an, ansonsten wurde mitgeklatscht und ab und an kam ein Juchzer von Publikumsseite. Die Stimmung war allgemein nicht schlecht, aber hätte besser sein können. War es die vornehmliche Zurückhaltung der Schweizer? Ab dem improvisierten Zurich We Love You (besang mitunter Zürichsee, wundervolle Menschen etc.) stieg die Atmosphäre deutlich an und es wurde selbst in den hintersten Reihen weniger gequatscht. Die Songauswahl war abwechslungsreich - Rock-Nummern im Wechsel mit ruhigen Liedern zum Verschnaufen.

Ein wenig unglücklich fand ich die Wahl das sehr ruhige Mark Lanegan-Cover Deepest Shade am Ende der Show, nach 95 Minuten ohne Pause, zu bringen. Dagegen war Clampdown von The Clash im Set unterzubringen eine tolle Sache. Damit kam neben Blues, Country und Rock McKagan’s Liebe zu Punk in den Saal. Duff McKagan hat zusammen mit Shooter Jennings sehr viel persönliches auf dem aktuellen Album verarbeitet und preisgegeben und genau dieser Aspekt kam an diesem Konzert rüber. Der 190-cm „Rockstar“ war authentisch, ganz ohne Show-Firlefanz oder markigen Sprüchen. Dazu passte die nette Geste am Ende der Show. Nach dem sich die Band vom Publikum verabschiedet hat, verteilte McKagan ein paar Plektren an Fans in der ersten Reihe. Dies an sich ist ja nicht so aussergewöhnlich, aber die Tatsache, dass er sie nicht etwa warf, sondern jedem einzelnen Fan in die Hand drückte ist bemerkenswert.

Setliste Shooter Jennings & Band (Fr, 06.09.2019, Dynamo Zürich)

Bound Ta Git Down, Denim and Diamonds, All of This Could Have Been Yours, Steady at the Wheel, Don’t Feed the Animals, Rhinestone Eyes, Born Again, Leave Those Memories Alone, Fast Horses and, Good Hideouts, White Trash Song, Rock’N’Roll Suicide (David Bowie Cover)

Setliste Duff McKagan & Band (Fr, 06.09.2019, Dynamo Zürich)

You Ain't the First (Guns N’ Roses Lied), Breaking Rocks, Tenderness, Chip Away, Feel, Wasted Heart (Duff McKagan’s Loaded Lied), River of Deceit (Mad Season Cover) , Dust N' Bones (Guns N’ Roses Lied), Last September, It's Not Too Late, Falling Down, Zurich We Love You (Jam), Cold Outside

You Can't Put Your Arms around a Memory (Johnny Thunders Cover) / Patience (Guns N’Roses Lied) , Parkland, Clampdown (The Clash Cover), Dead Horse (Guns N’ Roses Lied), Don't Look Behind You, Deepest Shade (Mark Lanegan Cover)

Photos/Text: Daniel Strub

Veranstalter: Good News