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Event Pics - Herbert Grönemeyer & Alice Merton - Baloise Session (13.10.2019)

Tour-Abschluss, viel Selbstironie, Mega-Konzert und Mensch – Herbert Grönemeyer & Band / Opening Act Alice Merton & Band überzeugten ebenfalls

Unter „Opening Night II“ fand am Sonntag, 13. Oktober 2019, das zweite und ebenfalls ausverkaufte Konzert vom deutschen Superstar Herbert Grönemeyer & Band der diesjährigen Baloise Session statt. Er ist das Aushängeschild der 34. Ausgabe des renommierten Festivals am Rheinknie, welches seit Jahren in der Eventhalle der Messe Basel über die Bühne geht. Mit Hilfe der Gönnervereinigung „Freunde der Baloise Session“ ist es gelungen Ihn für zwei Abende zu verpflichten. Alleine mit dem Eintrittspreis wäre die Finanzierung nicht möglich gewesen, obwohl beide Konzertabende ausverkauft waren und sich somit jeweils 1500 Musikliebhaber im Alter von 16 bis 80 Jahren bei Kerzenlicht an den Clubtischchen einfanden. Im Normalfall füllt er ganze Stadien. Am ersten Abend war der „Opening Act“ die Singer-Songwriterin Jazz Morley und an diesem Abend fand sich die deutsch-kanadische Pop-Sängerin Alice Merton & Band in dieser Rolle. Die Vorstellung der beiden Künstler erfolgte durch die der sympathische CEO Beatrice Stirnimann.   

 

Alice Merton & Band (CAN/D)

Zeit: 20.03 – 20:50 (47 min)

Die in Frankfurt am Main geborene Sängerin Alice Merton muss sich als einziges weibliches Jurymitglied bei The Voice of Germany Ausgabe 2019 gegen drei Kerle (Mark Forster, Sido und Rea Garvey) durchsetzen. Im Gegensatz dazu musizierte Sie am Sonntagabend mit drei Musikern in wunderbarer Harmonie. Während dem Auftritt suchte Sie immer wieder die Nähe zu Gitarrist Simon Kramer, Bastian Voelkel an den Keys und Schlagzeuger Lucas Heiby. Alle Drei waren auch für die Back-Vox verantwortlich. Bei Musikformat TVoG achtet Sie u.a. auf eine gute Phrasierung. Dies hat die Deusch-Kanadierin perfekt drauf, aber nicht nur. Sie besticht mit einer starken, souligen und sehr variablen Stimme und kann von gefühlvollen Liedern bis zu Rocknummern alles singen. Teils gestenreich (Jealousy) gibt Alice Merton die Inhalte weiter ans Publikum. Bei den rockigen Passagen Ihrer Lieder gefiel Sie besonders, denn dabei sang sie rauer und bewegte sich sehr gut. Teils schritt Sie regelrecht die ganze Bühnenbreite ab (Homesick). Allgemein kamen die Songs eine Spur härter als ab Tonträger rüber und wirkten frisch und energetisch. Die Energie schwappte zu Beginn noch nicht aufs Publikum über. Es wurde zwar mitgewippt, aber richtig Stimmung kam erst mit dem Lied Homesick auf. Die Fans gingen nach vorne zur Bühne und beim nächsten Song Lash Out war der Platz vor der Bühne regelrecht knapp. Merton beschrieb es mit der Aussage „sorry the cool people are here” treffend. Selbst die vermeintlich „Uncoolen“ waren ab dann im Modus tolle Konzertatmosphäre und klatschten zumindest mit. Bei Ihrem Hit No Roots standen die Fans und sangen begeistert mit. Zur Standing Ovation kam es zum Show-Ende nach Why So Serious.

Von dieser quirligen Dame werden wir hoffentlich noch viel hören und sie konnte die Fans regelrecht aufheizen für den Headliner. Als ein kleines Manko empfand ich, dass Alice Merton sich, bis auf sehr wenige Ausnahmen, in Englisch ans Publikum richtete. Sie kann perfekt Deutsch und wir sind im deutschsprachigen Teil der Schweiz, warum?!? Dagegen war es eine nette Geste, dass Sie im Verlauf der Show gleich dreimal Ihre Mitmusiker vorstellte.

Setliste Alice Merton & Band

Learn to Live, Speak Your Mind, Trouble in Paradise, Keeps Me Awake, Jealousy, Homesick, Lash Out, I Don't Hold a Grudge, No Roots, Why So Serious

 

Herbert Grönemeyer & Band (D)

Zeit: 21.20 – 23.41 (141 min)

Gibt es das perfekte Konzert?!? Ein ganz klares NEIN, da sich der Konzertbesucher bis auf seinen Lieblingsinterpreten oder seiner bevorzugten Band stark unterscheidet in seiner Persönlichkeit. Dem Einten gefällt ein Gitarrensolo und der Andere meint dazu „es reicht jetzt mit diesem Saitengewixe“. Nun, das grosse ABER. Beim Konzert von Herbert Grönemeyer und seiner Band hatte ich nicht das Gefühl solcher extremer Haltungen aus dem Publikum, sondern der Mann aus Göttingen überzeugte als Musiker und vor allem als Mensch. Er kam äusserst authentisch rüber, strotzte vor Energie und hatte sichtlich Freude. Sicherlich so viel Freude wie Beatrice Stirnimann als es mit der Verpflichtung des Stars klappte. Wie die CEO des Festivals erklärte, war Grönemeyer schon mal vor 14 Jahren an der Session, jedoch als Moderator für die Künstler seines Labels Grönland Records (u.a. BOY). In der Ausgabe 2019 hat es geklappt und der Deutsche, der normalerweise ganze Stadien füllt, stand mit seiner 7-köpfigen Band vor etwas mehr als 1500 Musikliebhabern (bedeutete natürlich ausverkaufte Show). Gleich nach dem ersten Lied lobte „der trockene Westphale“ die wunderbare Gastfreundschaft und Herzlichkeit, die er im Rahmen des Festivals erfahren durfte.

Ab Sekundenglück oder besser formuliert – ab den ersten Sekunden vom Konzert hat er gleich dieselbe gute Konzertatmosphäre erreicht wie bei Alice Merton gegen Ende. Noch bevor man zur Bühne schreiten konnte, standen die ersten Fans im Publikum und klatschten mit. Nach dem sehr dynamischen Lied Bist Du Da, als er das erste Mal an diesem Abend die Tasten des Synthies bedient, und spätestens beim dritten, sehr poppigen und energiegeladenen Lied Kopf hoch tanzen, war die Fläche zwischen der ersten Sitzreihe und der Bühne dicht besetzt. Wann kommt man einem solchen Sänger so nah?!? Brille weg und Grönemeyer schraubte ein Energielevel höher. Vor der Bühne wurde bereits getanzt und allmählich ging dieser Schub durch die Tischreihen und die Besucher auf den weiteren Etagen im Saal standen auf, klatschten, sangen und jubelten. Innert drei Liedern eine solch tolle Konzertatmosphäre zu kreieren dies gelang nur wenigen Künstlern zuvor an diesem Anlass. Es herrschte während dem ganzen Konzert eine solch tolle Stimmung. Je nach Song wurde nur ein wenig mehr oder weniger bewegt und trotz Saalbestuhlung standen die meisten Besucher um jeden Moment den Herbert Grönemeyer, Norbert Hamm (Bass), Alfred Kritzer (Keys, Piano, Akkordeon), Jakob Hansonis (Gitarre), Armin Rühl (Drums), Stephan Zobeley (Gitarre), Mark Essien (Percussion) und Rainer Scheithauer (Keys, Back Vox) produzierten zu registrieren. So ist niemandem entgangen mit welchem Wortwitz, insbesondere mit welch köstlicher Selbstironie Herr Grönemeyer beim Schweizer Publikum punktete. Wäre unser Emil im Saal gewesen, dann hätte er sich sicherlich ebenfalls amüsiert. Ein paar Kostproben gefällig? „Ich bin von meiner Schönheit geflasht“ (nach einer Umfrage ausgewertet, *grins*), „ich spüre den Druck von unten“ (eine Dame zupfte kurz zuvor bei Männer an seiner Hose), „der Abend fing ganz ruhig an, aber ….“. Ich finde es oft peinlich wenn ein Deutscher sich in schwitzerdütsch („es bitzli hüpfe“, „das isch huereguet“),  probiert, aber bei Ihm kam es so herzhaft komisch rüber, dass man einfach nur lachen musste. Bedarf es noch weiteren Beweisen eines ausgezeichneten Entertainers, dann erkennt er sekundenschnell wie er eine lustige Situation herstellen kann. Während dem rockigen Song Bleibt alles anders küsste er einem Mann in der ersten Reihe auf den Kopf als dieser ein Selfie mit dem Rücken zur Bühne schiessen wollte. Wie muss der Typ erschrocken sein als plötzlich das Gesicht von Grönemeyer im Display auftauchte.

Nebst all diesen lustigen Momenten wurde es kurzzeitig ruhiger. Grönemeyer ist bekannt, dass er kein Blatt vor den Mund nimmt und sich auch politisch klar und verständlich äussert. Es war zwar keine Wut Rede wie in Wien vor ein paar Wochen, ebenfalls auf der Tumult-Tour, aber machte unmissverständlich klar was er denkt mit der Aussage „Keinen Millimeter nach rechts“. Im nachfolgenden Lied Fall der Fälle hat der 63-Jährige das Thema wortgewandt umgesetzt.

Der Artist aus Deutschland fühlte sich sehr wohl in Basel und machte zwei-dreimal einen Ausflug ins Publikum. Dies kam sehr gut an und sorgte für zusätzlichen Applaus und Jubelbekundungen. Grossartig war die Aktion als er (am Piano) mit seinem Cellist und Keyboarder (auf der Mainstage) auf der sogenannten „B-Stage“ wenige Meter unter dem Mischpult inmitten vom Publikum die zwei Lieder Der Weg und Flugzeuge im Bauch zum Besten gab. Letzteres brachte er in einem jazzig-souligen Kleid daher, dass man zweimal hinhören musste, ob es sich tatsächlich um diesen Hit (Anm.: Oli.P) handelte. In meinen Ohren war diese Version etwas vom besten des ganzen Konzertes und zeigte die Genrebreite in der sich der Künstler bewegt.

Es gab viele Höhepunkte an diesem Konzert und ich bin mir überdrüssig mehr darüber zu schreiben. Man musste diesen Abend oder auch den Abend zuvor selber erlebt haben, nicht nur durch eine Linse seines Smartphones. Zum Abschluss der Tumult-Tour kosteten er und sein Publikum jeden Moment aus und sorgten gemeinsam für wunderbare 140 Konzertminuten, 4 (!!) Zugabe-Blöcken mitunter Kinder an die Macht und mit Der Mond ist aufgegangen als Tour-Ende und gleichzeitig Konzert-Ende in Basel.

„Ihr wart zauberhaft und klasse – Dankeschön, herzlichen Dank“

Nochmals die Frage, ob es das perfekte Konzert gibt? Dieses Konzert war nahe dran und auf jeden Fall ein denkwürdiger Abend in der Baloise Session Historie!

Setliste Herbert Grönemeyer & Band:

Sekundenglück, Bist du da, Kopf hoch tanzen, Steigerlied ([traditional] Cover), Bochum, Männer, Was soll das, Vollmond, Mein Lebensstrahlen, Halt mich, Stück vom Himmel, Doppelherz, Fall der Fälle, Mensch, Alkohol, Bleibt alles anders, Der Held, Morgen

Bonus: Der Weg (B-Stage), Flugzeuge im Bauch (B-Stage), Musik nur wenn sie laut ist

Bonus II: Land unter, Demo (Letzter Tag), Zeit, dass sich was dreht

Bonus III: Warum, Immerfort

Bonus IV: Einmal nur in unserem Leben, Kinder an die Macht, Der Mond ist aufgegangen (Matthias Claudius Cover)

 

Text: Daniel Strub

Photo Herbert Grönemeyer: Dominik Plüss, Festivalfotograf (Dankeschön an dieser Stelle!!)

Photos Alice Merton: Daniel Strub

Veranstalter/Danke: Baloise Session

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191013 So Groenemeyer Alice Merton Baloise Session
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