Event Pics - Ausverkaufte Baloise Session-Country-Night mit Brad Paisley & Ward Thomas (15.10.2019)
Country Star und Ausnahme-Gitarrist Brad Paisley & Band und das britische Duo Ward Thomas bezauberten an der Baloise Session
Der Country-Abend und dritter von 10 Konzertabenden der diesjährigen Baloise Session lief unter dem Motto „This Is Country Music“. Dies ist zugleich der Album-Titel von Brad Paisley‘s achtem Studioalbum, welches am 23. Mai 2011 veröffentlicht wurde. Der Titel wird dem Abend nur teilweise gerecht, da Country Music sehr vielfältig sein kann und vor allem in den vergangenen zwei Jahren Genre-untypische Grössen zusammen mit Country-Stars kooperierten. Ein typisches Beispiel sind Justin Timberlake und Chris Stapleton für den Song Say Something. So weit auseinander agierten am Dienstag, 15. Oktober 2019, Brad Paisley und das britische Duo Ward Thomas nun auch nicht. Beide Acts zeichnet Innovation und Inspiration aus.
Wer dachte ans Konzert kommen nur Cowboy-Hutträger/innen und Stiefelträger/innen in Holzfällerhemden, der sah sich getäuscht. Es gab ein paar typisch gekleidete Damen und Herren, aber die Mehrzahl war dem Festival eher typisch elegant gekleidet. Dies hielt jedoch niemanden ab sich vom gemütlichen Sitzplatz mit Kerzenlicht neben den Tischchen zu bewegen.
Ward Thomas (GB)
Zeit: 20.03 – 20:47 (44 min)
Nach einer Einleitung in den Abend durch CEO Beatrice Stirnimann, war die Reihe an Ward Thomas. Die beiden Zwillingschwestern Catherine (Gesang und Gitarre) & Elizabeth „Lizzy“ (Gesang) Ward Thomas wurden durch Keyboarder Gabriel Piers-Mantell und Billy Fearghas Adamson unterstützt. Optisch fiel der markante Unterschied in Sachen Kleidung zwischen den Nashville-geschulten Sisters aus Hampshire auf. Catherine, mit den dunklen Haaren, performte in einem blauen Jeans-Kleid mit weißen Stiefeln und „Lizzy“, blonden Haare, bewegte sich auf der Bühne im roten Overall-Kleid mit weißen Turnschuhen. Gleich fiel die wunderschöne Harmonie der beiden Stimmen (außerordentlich bei One More Goodbye) auf. Es klang dermaßen perfekt, dass ich mich ertappte auf die Lippen zu schauen, ob dies tatsächlich nicht ab Band kam – es war live! Die jungen, sympathischen Damen wussten sich auch gut zu bewegen, obwohl es mehr ein kleiner Radius um die beiden Mikrophone war. Ausflüge auf der grossen Bühne blieben aus. Stilistisch war es Country mit sehr viel populär Musik, jedoch nicht so überproduziert wie etwa bei Shania Twain. Dennoch war es vielfältig und alles andere als langweilig. Sie variierten während des Konzertes sehr in dem Sie als Duo (z.B. bei Cartwheels) oder als Band (mit den beiden Musikern) agierten und nebst Up Tempo auch balladeske Parts einbrachten. Die temporeichen Lieder gefielen mir eher besser und wohl auch den Line-Dancer, die Ihre Tanzkünste mit I Believe in You im Korridor der Tischreihen ausleben konnten. Die Stimmung war gut. Überraschenderweise füllte sich der Platz zwischen Bühne und erster Sitzreihe, nachdem die Security diesen nach dem dritten Lied öffneten, eher langsam. Dafür wurde mehr an Tischen mitgeklatscht. Nach Konzerten in Zürich war es Ihr erster Auftritt am Rheinknie. Überrascht waren Sie deshalb wohl, dass Sie in Frankreich (Basel Mulhouse) landeten und dann in die Schweiz gefahren wurden – „two countries in one day“. Und mich überraschte, dass Catherine so gut deutsch sprach. Am besten gefiel mir der letzte Song mit den vielen Folk-Anleihen, speziell beim Intro - Carry You Home. Als „Zückerli“ standen Ward Thomas wenige Minuten nach dem Konzert charmant für Fotos oder Signaturen zur Verfügung.
Setliste Ward Thomas (GB)
Guilty Flowers, It's Not Just Me, Changing, Breathe In, Cartwheels, This Too Will Pass, I Believe in You, No Filter, One More Goodbye, Carry You Home
Brad Paisley & Band (USA)
Zeit: 21.29 – 22.59 (90 min)
Stehen Ward Thomas (seit 2014) mit bisher 3 Veröffentlichung am Beginn Ihrer Karriere ist Brad Paisley „ein alter Haudegen“ im Country Business. Obwohl der bald 47-Jährige (Geb. am 28. Oktober 1972) bereits 12 Alben veröffentlichte und seit1998 aktiv die Bühnen beackert, war es das erste Konzert im Land von Schokolade und Käse (O-Ton Paisley). Entsprechend stolz sind die Veranstalter über den gelandeten Coup.
Der Countrysänger und Ausnahme-Gitarrist kam nicht alleine nach Basel. Mit Ihm musizierten Kendal Marcy (Keys & Banjo), Randle Currie (Steel Guitar), Gary Hooker (Gitarre), Kenneth Lewis (Bass), Benjamin „Ben“ Sesar (Drums) und Justin Williamson (Fiddle). Das jüngste Mitglied der Band, scherzhaft „Baby Paisley“ genannt, ist seit 2004 Randle Currie. Somit scheint der Zusammenhalt innerhalb der Band sehr gut zu sein.
Den Abstecher „über den grossen Teich“ haben wir, nebst dem Veranstalter, der laufenden Brad Paisley World-Tour 2019 zu verdanken. Sein aktuelles Album Love And War (V.Ö.: 21.04.2017) liegt etwas zurück und aus diesem Grund ist diese Tournee eine Art Best of-Tour. Da der US-Sänger und Guitar-Liebhaber aus Glen Dale, West Virginia, stammt, war es fast ein MUSS inmitten vom Set John Denver‘s Take Me Home, Country Roads zu spielen. Eigentlich nicht erwähnenswert, dass dieser Schachzug für enthusiastische Stimmung im Saal sorgte. Ich schreibe es trotzdem. Wie Eingangs dieses Berichtes erwähnt, war das Abend-Motto This Is Country Music, was als Song auch nicht fehlen durfte. Das Innovative des Brad Paisley, nebst toller Stimme und virtuoser Gitarrenarbeit (Anm.: sein Roadie hatte alle Hände voll zu tun zwischen den Liedern, um Ihm die entsprechend gestimmten Gitarren auszuhändigen – waren geschätzt etwa 10 verschiedene Modelle), ist Genre-übergreifend zu werkeln. Abgesehen von typischem US-Country (American Saturday Night), kamen Southern Rock (Old Alabama), Blues (She’s Everything) und bei der “Jam Session” gar Jazz-Akkorde im Programm über die Boxen. Selbst um Funk Music/Rock machte er keinen Bogen, sondern liess im Outro vom Lied Last Time for Everything ein wenig von Purple Rain des verstorbenen Prince Revue passieren. Letzteres berührte sehr. Obwohl er ein ausgezeichneter Gitarrist ist, waren die Soli Song-dienlich und nur ein einziges Mal kam ein längeres Solo zum Tragen, dass aber durch die Virtuosität nie langweilig war. Ward Thomas spannte er auch ein. Mit den Zwillingen sang er Whiskey Lullaby – eines von vielen Highlights
Brad Paisley kam sehr gut an beim Publikum, es gab immer wieder Zwischen-Applaus, Standing Ovation und er und seine Band-Mitglieder motivierten immer mal wieder zum Mitsingen und rhythmisch zu klatschen. Beispiele? Paisley schnappte sich Smartphones aus der ersten Reihe und machte Selfies oder postete ein Konzertbild auf dem Instagram-Account der verdutzten Besitzerin (Herzen garantiert, hahaha). Beim letzten Lied des ordentlichen Sets, Today, bat er das Publikum Ihre Taschenlampen-Funktion auf dem Handy in Betrieb zu nehmen – es sah klasse aus, aber finde ich nicht mehr angebracht, da fast jeder dritte Künstler dies durchzieht. Die Atmosphäre war ausgezeichnet und da hatte ein grosser Anteil die verteilten „Geschenke“. Einige Plektren wanderten durch seine Hand an die Fans vor der Bühne. Passend zu Motto This Is Country Music, gab er gar eine seiner vielen Gitarren einem sehr jungen Fan ab. Der „Kleine“ und sein Vater waren sichtlich berührt der Geste. Sein Hut, vermutlich ein Stetson, gelangte auch nicht zurück in die Garderobe. Ebenfalls ein junger Country-Liebhaber erhielt die Kopfbedeckung gegen Ende der Show. Ein wenig Selbstironie betrieb er, in dem er ein paar deutsche und französische Ausdrücke wiedergab (Schnitzel, Bier, Bonsoir etc.).
Auf die Minute genau 90 Minuten spielte der Country-Star & seine Band. Das Publikum wurde ausgezeichnet unterhalten, hatte viel Spass und bedankte sich nach dem Zugabe-Block von zwei Liedern sehr lange mit Applaus und Jubel. Brad Paisley war sehr präsent, da er die ganze Bühnenbreite ausnutzte. Dies konnte er gar singend machen, da insgesamt drei auf Ihn abgestimmte Mikrophone am Bühnenrand bereit standen. Der Music-Event war präzis arrangiert und (fast zu) perfekt umgesetzt.
Setliste Brad Paisley & Band:
Southern Comfort Zone, Ticks, The World, Perfect Storm, (Jaws/)Water, Then, Waitin' On a Woman, Celebrity, I'm Still a Guy, This Is Country Music, American Saturday Night, She's Everything, Last Time for Everything (Prince’ Purple Rain Outro), Old Alabama, “Jam Session”, Take Me Home Country Roads (John Denver Cover), Whiskey Lullaby (zusammen mit Ward Thomas, Jon Randall Cover), I'm Gonna Miss Her (The Fishin' Song), Mud on the Tires, Today
Bonus: The Mona Lisa, Alcohol
Text/Photos: Daniel Strub
Veranstalter/Dankeschön: Baloise Session