Event Pics - Hecht & 77 Bombay Street - Baloise Session sold out (18.10.2019)

Die Überflieger der Schweizer Mundart, Hecht, und das spezielle Set von 77 Bombay Street gefielen

Die Halbzeit der 10 Konzertabende der diesjährigen Baloise Session war überschritten. Am Sechsten, dem Freitag, 19.10.2019, war Schweizer Musikkost angesagt. Dass einheimisches Schaffen gewürdigt wird, nicht nur durch den Veranstalter, sondern auch durch Musikliebhaber, ergab sich im Vorfeld. Das Konzert in der Eventhalle der Messe Basel war rasch ausverkauft. Im Gegensatz zu den bisherigen Konzerten der Session Ausgabe 2019 fiel das Altersspektrum der Besucher auf. Neben dem, das sich ganze Familien auf den Sitz-Plätzen an den Clubtischchen bei Kerzenlicht gemütlich machten, sah man vom Kind bis Personen im „hohen“ Alter querbeet. Wem dies gelingt, der hat’s wohl geschafft. Hecht und 77 Bombay Street sorgten dafür!

Bis vor ein paar Jahren spielten Hecht im Vorprogramm von 77 Bombay Street, mittlerweile füllen die Luzerner das Hallenstadion Zürich (Termin: Sa, 26.10.2019). CEO Beatrice Stirnimann, stellte vor Konzertbeginn die beiden Bands vor.

77 Bombay Street (CH)

Zeit: 20.05 – 21:15 (70 min)

Nach zweijähriger Bühnenabstinenz (oder besser Sabbatical) kehrten die Brüder Esra, Joe, Matt und Simri Buchli alias 77 Bombay Street (gegründet 2008) im Frühling 2019 zurück. Dies nicht wie gewohnt mit einem neuen Album, sondern mit einer speziellen Akustik-Tour – an diesem Abend einheitlich gekleidet mit schwarzen Hosen/Weste und weissem Oberteil. Keine Angst, ein neues Album wird’s in Zukunft geben, aber jetzt sind die Bündner  „unplugged“ unterwegs, passend dazu kamen die Vier zu Johnny Cash‘ Folsom Prison Blues auf die Bühne. Mit diesem speziellen Set riss die Band mit Basler Wurzeln die etwas mehr als 1500 Fans in der Eventhalle mit. Nicht jedes Lied „funktionierte“ im Akustik-Kleid, so gefällt mir die „plugged in“-Variante von Lady Gaga besser. Dagegen passte es hervorragend zu Long Way oder Up in the Sky. Das groovte richtig und riss teilweise die Fans von den Stühlen. Ein weiteres Highlight war der a-capella-Gesang bei Oko Town. Die 4 Stimmen, obwohl sehr unterschiedlich, harmonierten sehr gut.

Die Mehrheit der Lieder sangen Matt (Gitarre, Mundharmonika) und Joe (Tamburin – Schellenkranz), aber auch Esra (Cajon, Drums, Xylophon) und Simri (Bass) zeichneten sich gesanglich aus. Esra mag wohl Hip Hop?!?     

Die Stimmung war sehr gut und, wie bereits erwähnt, gab es teilweise Standing Ovation. Um die gute Atmosphäre unter den Brüdern ins Publikum zu führen, lief Matt zweimal durch das Publikum vor der Bühne und schlängelte sich durch die Tischreihen, ja gar über die Tische. Einem weiblichen Fan wurde eine Promo-Tasche geschenkt. Mit erwähnen, dass drei der vier in Basel geboren wurden und in der Nähe St. Louis-Grenze wohnten, kam sehr gut an. Auf „Möget Ihr no Basel?“ folgte prompt die Antwort mit klatschen und mitsingen. Höhepunkt durch Standing Ovation und tolles Mitsingen von Seiten Besucher war das Lied Up in the Sky. Eine nette Geste war die Würdigung der Techniker und dass es eine Ehre ist an der Baloise Session zu spielen. Bis auf eine kurze Pause vor Falling spielten 77 Bombay Street durch.

Setliste 77 Bombay Street:

Intro: Folsom Prison Blues (Johnny Cash Cover)

Follow the Rain, 47 Millionaires, Empire, Planet Earth, Waterproof, Oko Town, Long Way, Own the World, In the War, Wake Me Up, Bombay, I Love Lady Gaga, Number 2

Bonus: Falling, Low On Air, Up in the Sky, Waiting for Tomorrow

Hecht (CH)

Zeit: 21.48 – 23.22 (94 min)

Mit einigem Respekt wie im Verlauf des Konzertes mehrmals Sänger und Gitarrist Stefan Buck sich äusserte, ging Hecht auf die Bühne des renommierten Festivals von Basel. Nicht die Hochachtung des Festivals war entscheidend, sondern die Tatsache, dass das Konzert bestuhlt ist, sorgte offenbar für „Kopfzerbrechen“ und „unruhige Nächte“ bei den in Zürich stationierten Luzerner (Ausnahme ist Bassist Philipp Morscher, er stammt aus Zürich). Diese grosse Sorge gehörte zu Beginn des dritten Liedes, Gymnastique, der Vergangenheit an – „alli Ängst sind verfloge“. Von allen drei Seiten strömten nach des Sängers Worten „dass es schon sonderbar sei in der Konstellation vor einem sitzenden Publikum zu spielen“ die Fans zwischen Bühne und der ersten Sitzreihe. Sinngemäss hat man den Aufprall des Steins, der von Buck‘ Herzen fiel bis in die letzte Reihe gehört, *grins*. Seinen Mitmusikern Gitarrist Christoph Schöter, Daniel Gisler (Keys), Chris Filter (Drums) und Bassist Philipp Morscher ging es wohl ähnlich. Denn sichtlich erlöst, wurde noch mehr Energie frei als in den ersten beiden Liedern. Die Band war allgemein sehr agil auf der Bühne.

Nicht nur, für den Song Heicho kurz nach der Pause spielten Buck (Gitarre) und Gisler (Keyboard) auf der sogenannten B-Stage, vor dem Mischpult platziert, inmitten des Publikums. Diese Aktion kam beim Publikum sehr gut an. Der wilde Ausflug vom Keyboarder bei Fiji und seine Bühnenshow waren sehenswert. Hecht meinte der ersten Moshpit an der Baloise Session zu fabrizieren (Lied: Radio Beromünster), wobei ich mir nicht sicher bin, ob beim Konzert von Punk Rocker Iggy Pop im Jahre 2015 nicht dasselbe vor der Bühne abging?!? Egal, es war jedenfalls cool. Die Band, die seit 2 Jahren auf der Überholspur unterwegs ist, nach 23 eher mageren Jahren (Backstage-Küchen-Vergleich zwischen tiefgefrorener Lasagne bis zum Essen vom Gourmet-Koch an der Baloise Session), landete mit der Choreo zu Kawasaki einen Hit, der an diesem Abend nicht fehlen durfte. Gar in die Schiene Eurodance lief die Version Charlotta heraus mit einem, nicht nur bei diesem Lied, hüpfenden Publikum und „David Guetta“-Like die Hände schütteln. Mit Tanze Tanze als letztes Lied des Abends sass wohl keiner mehr auf den Stühlen und die Band und die Fans waren „Arsch an Arsch“ am Tanzen.

Jemand im Publikum tat es Stefan Buck besonders an – Benjamin „Beni“ Huggel. Der ehemalige Nationalkicker, jetzige Trainer und TV-Experte ist wohl, besonders seit dem problematischen Fussballspiel der Nati in der Türkei, sein Held. So hatte der Frontmann immer mal wieder seine Augen auf das Basler Urgestein gerichtet um zu überprüfen, ob er auch richtig mitmacht („Au dr Beni goht bi dem Lied in Knie und bliebt nid uff em Stuhl sitze“).

Dem Publikum gefiel es sehr und es machte durch die guten Animationen von Band-Seite mit und sorgte für einen tollen Konzertabend. Für mich als Newbie an einem Hecht-Konzert war nach dem Konzert klar, wieso dass die 4 Luzerner und einem Zürcher das Hallenstadion füllen können! Da kann sich jede(r) Ticketbesitzer(in) glücklich schätzen dabei sein zu können – viel Spass.

Setliste Hecht:

Besch Ready für die Liebi vo mer?, See Springe, Gymnastique, Wenn d'Sonne chond, Surfer, Radio Beromünster, Verlore im Meer, Fiji (Keyboard Solo), Matros, Kawasaki

Bonus: Heicho (B-Stage FOH), Adam & Eva, Charlotta, Tanze Tanze/Baloise Session-Jam

Text/Photos: Daniel Strub

Veranstalter/Dankeschön: Baloise Session