Event Pics - GHOST mit All Them Witches & Tribulation in Zürich (14.12.2019)
Tolle Show von GHOST mit diabolisch theatralischen Elementen – Supports: All Them Witches & Tribulation
Eigentlich hätte die Show von GHOST am Nikolaustag, 06.12.2019, in der Halle 622 stattfinden sollen. Höhere Mächte wollten dies offenbar nicht. Spass beiseite, aufgrund der komplexen Bühne des Headliners musste man in eine grössere Halle schieben. Und so bot sich das Hallenstadion, ebenfalls in Zürich Oerlikon beheimatet, am Samstag, 14.12.2019, als Spielort an. Um jedoch nicht in einer halbleeren Halle zu spielen, zog man vernünftigerweise die Club-Variante vor, das heisst die Bühne wurde im Drittel vor den Logen aufgebaut. Dadurch bot sich die Atmosphäre eines Amphitheaters im weitesten Sinn. Die etwas mehr als 2000 Fans standen entweder vor der Bühne oder nahmen Platz auf den Sitzreihen unterhalb der Logen. Vor dem schwedischen Headliner lag es All Them Witches und Tribulation die Fans einzuheizen. Sie sind bei allen 21 Stopps der The Ultimate Tour Named DEATH Europe 2019 dabei. Zürich war der fünftletzte Halt.
Die schwedische Death Metal-Band Tribulation schickte sich an um 18:30 Uhr die Fans zu unterhalten. Das Quartett aus Arvika untermalte Ihren Sound nebst sehr viel grünem und blauem Licht mit Abbrennen von Räucherstäbchen. So lag kurz vor Konzertbeginn ein sehr spezieller Geruch in der Luft. Musikalisch gefiel es mir, da die Band neben üblichen Florida-Death Metal auch Groove-Elemente einbaut. Dies kam auch beim Publikum während rund 40 Minuten an. Für die Show waren die beiden Gitarristen, Adam Zaars und Jonathan Hulten, verantwortlich, da Sänger und Bassist Johannes Andersson Bühnen-mittig hinter dem Mikro stand und Schlagzeuger Oscar Leander durchs Instrument eingeschränkt war. Mit einer sehr eigenen Performance unterhielt Hulten, der sich in seinem schwarzen Umhang wie ein „weiblicher“ (sorry, der Tanz kam sehr feminin rüber) Derwisch bewegte – sah cool aus.
Danach, 19:40 Uhr, hatte die amerikanische Psycho-Metal-Stoner-Folk-Rock-Band All Them Witches einen Slot von 50 Minuten geprägt von vielem rotem Licht. Man hört die Helden von Robby Staebler (Drums), Charles Michael Parks Jr. (Vox, Bass) und Ben McLeod (Git), namentlich Black Sabbath oder Kyuss, heraus, aber mit den teils progressive wirkenden Kompositionen kreiert die Band etwas eigenes. Sobald diese Abwechslung zum Tragen kam, gefiel mir das Lied. Dagegen wenn es zu repetitiv wurde, hatte ich Mühe und fand es rasch langweilig. Glücklicherweise vermochte meist ein geiles Gitarrenriff oder ein Schrei von Sänger Parks mich aus dieser kurzen Lethargie zu befreien. Die Band hat gute Ansätze, aber konnte mich im Ganzen nicht überzeugen. Das Publikum applaudierte, aber es war nicht die Stimmung von Tribulation zuvor vorhanden. Vielleicht wurde deshalb so oft von Seiten Bühne gefragt: „Are you ok?“
Nach Bühnenumbauten von einer halben Stunde war die Reihe am Headliner GHOST. Nach und nach kamen im Intro Miserere Mei, Deus die schwarzgekleideten Frack-Trägern in schwarze-weissem Schuhwerk und den antrazith-farbenen Masken auf die Bühne vor dem riesigen kathedralesken Backdrop – Typ „A Nameless Ghoul“. Insgesamt 7 „Gouls“ bereiteten den grossen Auftritt Ihres Herrn vor. So waren Lead-Gitarrist („Fire“), Rhythmus-Gitarrist („Ether“), zweiter Rhythmus-Gitarrist (Multi-Ghoul, „Papa Nihil“ mit Sax), Bassist („Water“), Keyboarder/in („Air/Wind“), Drummer („Earth“) und eine zweite Keyboarderin („Multi-Ghoul“, auch Schellenring) on stage bevor bei Ashes „Cardinal Copia“ („Papa Emeritus I – III“) alias Tobias Forge auf die Bühne kam. „Copia“ war in teuflischem rot gekleidet und das Oberteil zierte auf der linken Brustseite ein schwarzes GHOST-Logo (umgedrehtes Keltenkreuz, mit gebrochenem G). Mit viel Beifall wurde der Würdenträger des Teufels empfangen – die Zeremonie konnte beginnen.
Das aktuelle Album Prequelle liegt bereits 1.5 Jahre zurück (V.Ö.: 01.06.2018), aber ist auf der Tour mit insgesamt 6 Liedern gut vertreten. Mit dem zweitletzten Lied des Konzertes Dance Macabre, das auch aus der Feder der schwedischen Landsleute ABBA hätte stammen können, war die Publikumsresonanz am Grössten. Weitere musikalische Höhepunkte gab es einige, u.a. Rats, Cirice, From the Pinnacle to the Pit, Year Zero, He Is oder das Schlussbouquet mit Square Hammer mit dem eingängigen Drumming und grandiosem Refrain. Die Lieder gehen in den Gehörgang und man kriegt sie fast nicht mehr raus. Oft wurden deshalb nicht nur die Refrains, sondern ganze Zeilen vom Publikum mitgesungen. Die Songauswahl war gut und beinhaltete aus den Anfängen mit mehr Metal bis zu den angesprochenen fast poppigen Songs das ganze Spektrum und ein wenig von allen vier bisher erschienenen Studioalben.
An Showelementen fehlte es nicht. Gleich zu Beginn lieferten sich die drei Gitarristen einen Wettkampf um die Gunst des Publikums mit verschiedenen Soli. Dieselben Akteure, inklusive Bassist, schmissen einige Plektren direkt oder indirekt via Bühnenboden im Laufe des Konzertes ins Publikum. Das Saxophon-Solo von Miasma wurde live durch „Papa Nihil“ mit verwegenen Tanzbewegungen vorgetragen. Das war so cool, dass es zu Zwischenapplaus kam. Dazu reichte es auch für den Auftritt von „Cardinal Copia“ in einem weissen Anzug auf einem weissen Kinderfahrrad beim Lied Ghuleh/Zombie Queen. Mit viel CO2 (z.B. bei Spirit), Feuersalven (Year Zero) und gegen Konzertende einer wilden Disco-Beleuchtung und gold-grünem Konfetti-Regen wurde das eigentliche Konzert imposant aufgewertet. Zwischendurch gab es oft Situationskomik der Marke Charlie Chaplin zwischen dem Kardinal und den Nameless Ghouls. Nach fast 2 Stunden Spielzeit war der Event vorbei. Ich hätte noch länger dieser Show frönen können.
Aus einem anfänglichen Projekt ist eine Band mit Namenlosen entstanden, die mit Ihrer Musik und Show ein diabolisches Theater sondergleichen veranstalten. Es gehört viel Disziplin und Können dazu eine solche Show in dieser Präzision eines jeden Musikers/Darstellers auf die Bühne zu bringen. Textlich kann man geteilter Meinung sein, aber das Konzert war eines der Highlights 2019!
Setliste GHOST (Sa, 14.12.2019, Hallenstadion, Zürich Oerlikon)
Intro I (ab Band): Klara stjärnor (Jan Johansson Lied)
Intro II (ab Band): Miserere Mei, Deus (Gregorio Allegri Lied)
Ashes, Rats, Absolution, Faith, Mary on a Cross, Devil Church, Cirice, Miasma, Ghuleh/Zombie Queen, Helvetesfönster, Spirit, From the Pinnacle to the Pit, Ritual, Satan Prayer, Year Zero
Intermezzo (ab Band) Spöksonat
He Is, Mummy Dust, Kiss the Go-Goat, Dance Macabre, Square Hammer
Outro (ab Band): Sorrow in the Wind (Emmylou Harris Lied)
Photos/Text: Daniel Strub
Veranstalter: Good News