Event Pics - SLIPKNOT - mehr zur Metal-Show in Zürich (12.02.2020)
Der „Henkersknoten“ allgegenwärtig - Die Maskenmänner der US-Metal-Band Slipknot sorgten für ein ausverkauftes Hallenstadion
Viele Fans standen am Mittwoch, 12. Februar 2020, bereits vor der Türöffnung (18:00 Uhr) vor den beiden Eingängen des Zürcher Hallenstadions. Sie wollten sich verständlicherweise einen guten Platz vor der Bühne bei Slipknot sichern. Die Stehplätze waren denn auch äusserst rasch ausverkauft. Aufgrund der Veranstalterinfo, dass das Konzert ausverkauft war, gingen noch die letzten Tickets über die Abendkasse weg. Ein Indiz dazu ist, dass man bei solchen Konzerten bereits in der Nähe vom Parkplatz oder im Bereich der Desks von „Ticket-Händler“ angesprochen wird ob man Tickets verkauft oder möchte.
Hierzu ein Ereignis am Rande, nebst all diesen Grauzonentypen kam eine junge Dame auf mich zu mit einem Ticket. Im ersten Moment dachte ich, dass sie eines verkaufen möchte, aber weit gefehlt. Da ihre Kollegin kurzfristig nicht kommen konnte und das Ticket bezahlt war, wollte sie tatsächlich mir gratis eins überlassen - nota bene eines dieser raren Stehplatztickets! Da ich ein Ticket besass, lehnte ich dankend ab. Ein paar Minuten später sorgte die Dame damit für ein glückliches Gesicht bei einem Herrn. Das war eine sehr nette, überraschende Geste und sicherlich diese Zeilen wert. Man glaubt dann wieder ans Gute im Menschen.
Zurück zum Konzert, als erste Band spielte ab 19:30 Uhr die polnische Black Metal-Band Behemoth. Während rund 45 Minuten unterhielten sie die Konzertbesucher. Leider war es nicht möglich den Opener zu fotografieren, so konzentrierte ich mich ganz auf den Headliner.
Ein Vorhang mit dem Slipknot-Schriftzug verdeckte zur Musik von AC/DC ((For Those About to Rock (We Salute You)) die Sicht auf die Bühne. Erst als er nach dem zweiten Intro (Insert Coin) um 21:10 Uhr nicht fiel sondern hochschwappte (Ja, richtig gelesen, es zog hinauf!!), ging ein regelrechtes Zucken durch die Menge und die US-Metaller starteten mit Unsainted vom aktuellen Album und gleichzeitig Namen der Tour We Are Not Your Kind (World Tour) ihre Show. Ich hatte die Band noch in Erinnerung als Sie mit orangen Overalls und den Masken auf der Bühne agierten – Sonisphere Basel Juni 2011. An diesem Abend trugen die neun Protagonisten, Corey Taylor (Vox), Shawn Crahan & New Guy (Percussion, Back-Vox), James Root & Mick Thomson (Guitar), Craig Jones (Sampling), Sid Wilson (DJ), Alex Venturella (Bass) und Jay Weinberg (Drums) selbstverständlich auch die aussergewöhnlichen, dämonischen Masken, aber waren unterschiedlich und teils sehr detail-besessen gekleidet. Um ihre chaotisch, aggressiv wirkende (nur auf den ersten Blick) und vor allem energiegeladene Show wirkungsvoller umzusetzen konnte sich die 1995 gegründete Band auf drei Etagen bewegen. Die Bühne wurde durch die beiden Percussion-„Türme“ links und rechts begrenzt. Dort oben in der zweiten Etage wirkten Crahan und New Guy und legten regelrechte Turnübungen und intensives Headbanging an den Tag. Den Vogel schoss Crahan ab als er beim Lied Wait and Bleed vom Geländer aus auf sein Instrument sprang! Ein Wunder, dass ich diese Szene sah, denn bei neun, positiv verrückten Band-Mitgliedern war so viel los, dass man unmöglich alles wahrnehmen konnte. Was in der Zeit von etwa 100 Minuten Spielzeit abging war grandios und trieb die Fans immer weiter an. Zurück zum Bühnenaufbau, auf dem zweiten Boden war die Rhythmusabteilung, Sampling und DJ am Werkeln. Auf dem Bühnenboden waren meist Frontmann Taylor mit den beiden Gitarristen anzutreffen, gelegentliche Ausflüge der Drei auf die beiden anderen Floors fanden statt. Die Bühne allgemein im Industrie-Design der 80er-Jahre gehalten, hatte was und passte hervorragend zur Band. Das ganze Bild wurde durch Feuer-Salven und viel Show-Nebel auf dem Bühnenboden abgerundet. Das richtige Umfeld für eine Metal-Show war’s allemal.
Die Songauswahl war exzellent. Nebst dem erwähnten Intro Insert Coin liess die Band aus Des Moines (Iowa) 4 Lieder des aktuellen Studioalbums über die Boxen. Bei Unsainted, Nero Forte, Solway Firth und Birth of the Cruel bemerkte man keinen Stimmungsabbruch zur restlichen Auswahl an diesem Abend. Der Opener Unsainted konnte gar mit den Klassikern und Publikumslieblingen Before I Forget, Psychosocial und Duality mithalten. Die zuvor erwähnten Songs hatten viel Groove, jedoch die Show wurde mit einem Hammer-harten Zugabe-Block beendet. (sic), People = Shit und Surfacing gehören allesamt zu den Anfangsjahren der Band und kennen nur eine Richtung – ab nach vorne.
Ab nach vorne war auch die Devise im Publikum. Frenetische Fans, teils ihre Gesichter mit den typischen Masken der Protagonisten auf der Bühne verdeckt, gingen ab wie’s Zäpfli! Mosh-Pits, Circle-Pits, erstaunlich wenige Crowdsurfer zeugten davon. Ein Slipknot-Konzert ist schliesslich richtig gutes Metal-Entertainment und entsprechend bewegte sich die Masse auf den Stehplätzen. In der 2-Minuten-Pause vor dem Zugabe-Block „ruderte“ im Einklang gar ein Grossteil der Besucher auf dem Boden zwischen Mischpult und Bühne. Eine solche Aktion habe ich seit Jahren nicht mehr an Konzerten erlebt – das sah von oben einfach nur top aus. Oft wurde auch der Refrain aus vollen Kehlen mitgesungen.
Der Sound war etwa während 5 Liedern etwas breiig, aber wurde danach immer besser. Irritierend fand ich, dass Sänger Taylor oft auf die Bühnenseiten auswich, teils sich aus der Sicht vom Publikum bewegte. Wenn man Fackeln holen muss zum Lied Duality ist es ok, aber die Häufigkeit war komisch. Nebst den üblichen Ansagen über die Freude an diesem Konzert, „make some noise“ etc. stellte Taylor zu oft Fragen ans Publikum (Wer war bei der Tour xy dabei? Wer von Euch hat das aktuelle Album gekauft? Sorry, alle konnte ich mir nicht notieren – war zu viel). Diese Punkte fand ich suboptimal, ansonsten boten die Grammy-Gewinner (2006) eine erwartete Show und übertrafen sich in einigen Belangen. Wenn Ihr nicht ans Konzert gehen konntet, schaut auf dem Tour-Plan, ob die Amis in Eurer Nähe gastieren – es lohnt sich auf jeden Fall hinzugehen.
Setliste Slipknot (Mi, 12.02.2020, Hallenstadion, Zürich Oerlikon)
Intro 1 (ab Band): For Those About to Rock (We Salute You) (AC/DC Lied)
Intro 2 (ab Band): Insert Coin
Unsainted, Disasterpiece, Eeyore, Nero Forte, Before I Forget, New Abortion, Psychosocial, Solway Firth, Vermilion, Birth of the Cruel, Wait and Bleed, Eyeless, All Out Life, Duality
Bonus: 742617000027 (ab Band), (sic), People = Shit, Surfacing, 'Til We Die (ab Band)
Text/Photos: Daniel Strub
Veranstalter: Live Nation