Event Pics - Editors im Komplex 457 (14.2.2020)
An Evening with the Editors
Ein Abend lang Editors mit allen Hits aus ihrer bisherigen Karriere: Das ist ein vielversprechendes Programm für einen Freitagabend. Und tatsächlich präsentierten die Engländer eine grossartige Setlist im Komplex 457. Die kurze Zusammenfassung lautet: Super Anfang („An End Has A Start“), super Schluss („Smokers Outside The Hospital Doors“) - übrigens beide vom zweiten Album - und den Überhit „Papillon“ in der Mitte.
Die längere Version beginnt mit einem unaufgeregten feministischen Statement. Junodef aus Schweden legen Wert darauf, vor allem mit anderen Frauen zusammenzuarbeiten, um sich gegenseitig zu unterstützen. Die drei Künstlerinnen eröffneten den Abend mit ruhigen, melancholischen Klängen; Postrock und Trip-Hop mögen als (unzureichende) Stilbezeichnungen herhalten. In blaues Licht getaucht boten sie Sound zum Geniessen. Die Partymenschen im Publikum vermochten dies allerdings nur wenig zu goutieren. Ein konstanter „Geschwätz“-Pegel machte es schwierig, wirklich einzutauchen.
Klar, dass die meisten für die Editors gekommen waren. Diese legten gleich ordentlich los, indem sie vor allem die langjährigen Fans mit älterem Material („An End Has A Start“, „Bullets“ „Escape The Nest“ und „Bones“) erfreuten. Es folgte „Magazine“, das ein bisschen mehr von der neueren, elektronischeren Entwicklung zeigt, der nicht alle Fans etwas abgewinnen können. Doch hat diese der Band auch neue Anhänger verschafft. Auch in Zürich waren einige dabei, die sonst wahrscheinlich auch der Street Parade oder sonstigen Daydances respektive Technoclubs nicht abgeneigt sind. Mittlerweile vereinen die Engländer Musikfans, die sowohl zu Rock- als auch Elektrobeats gerne tanzen - gerne auch am gleichen Abend.
Nach dem aktuellen Hit „Frankenstein“ und der Supernummer „Papillon“ war die Stimmung entsprechend, ruhig dastehen war keine Option mehr. Und glücklicherweise markierte dies erst die Hälfte des Sets. Mit „Ocean Of Night“ wurde es wieder etwas ruhiger im Komplex, bevor Sänger Tom Smith „The Weight Of the World“ akustisch performte. Wie jeden Song spielte er auch diesen richtig aus, lebte die Musik und ging in ihr auf. Dass er nur wenig sprach, tat der ganzen Sache keinen Abbruch, er war trotzdem - oder gerade deswegen - sehr präsent als Künstler. Auch die anderen Musiker stellten sich total in den Dienst der Songs, gaben alles, ohne aufzufallen. Zudem muss das Licht erwähnt werden, welches sehr virtuos und passend eingesetzt wurde.
Einmal mehr kam das grossartige Album „An End Has A Start“ von 2007 zum Zug, indem das Konzert mit „Spiders“ seinen Lauf nahm. Ein Fest für die „wavigen“ Anhänger der Engländer. Danach wurde es mit „A Ton Of Love“ und „Formaldehyde“ wieder tanzbarer, bevor es mit „All Sparks“, „Blood“ und „Fingers In The Factories“ nochmals einen Ausflug in die Anfangstage der Band gab - was nicht bedeuten soll, dass dazu nicht getanzt wurde. Im Gegenteil.
Anschliessend wurde es wieder wunderbar ruhig mit „Walk The Fleet Road“, das den Vergleich mit Werken der grossartigen Dead Can Dance durchaus nicht zu scheuen braucht. Mit tiefen Bässen und ruhiger Gesangslinie beendete „You Are Fading“ das „offizielle“ Set - und bewies, dass Editors eigentlich schon immer die Gratwanderung zwischen „tanzbar“ und „melancholisch“ beherrschten.
Natürlich ging es nicht ohne Zugaben, die wiederum aus Songs der ersten beiden Alben bestanden. Insgesamt lässt sich sagen, dass die Band überdurchschnittlich viel altes Material unter die Leute brachte - teilweise moderner arrangiert und präsentiert. Die Fans feierten es entsprechend und die meisten verliessen den Konzertsaal mit einem breiten Lächeln. Und nicht wenige gaben sich am nächsten Tag nochmals diesen Genuss im Fri-Son, wo die Editors ihren zweiten Schweizer Gig absolvierten.
Text & Bilder: Leandra Jordi