Event Pics - Lindemann spielt in der ausverkauften Samsung Hall (19.02.20)
Lindemann spielt in der ausverkauften Samsung Hall (Mi, 19.02.20)
Schon lange bevor die Türen auf gingen, bildete sich eine lange Schlange von Fans, die den Rammstein-Sänger und seinen Death-Metal-Partner sehen wollten. Und es waren auch meist Rammstein- oder Lindemann-Shirts zu sehen, nebst recht vielen Korsagen.
Ziemlich pünktlich um 20 Uhr ging der Abend mit Jadu los, einer Sängerin, die mittlerweile in Berlin zuhause ist. Und Jadu spielt daneben noch Schlagzeug und Gitarre und ist mit dem deutschen Rapper Marteria verheiratet. Doch wer mit gestandenen Rockern auf Tour geht, muss auch Härte können. Dabei ist das, was Jadu macht, mal wieder in keine Schublade zu stecken. Avantgardistischer Darkwave mit zerbrechlichem und gleichzeitig messerscharfem Gesang Und nebenbei noch ein Hingucker mit ihrem Hautengen Plastikkleid, welches auch aus dem Film „Das 4. Element“ stammen könnte. Alles in allem eine starke Visitenkarte, die Jadu da hinterlässt und die Lust auf mehr macht.
Nach rekordverdächtig kurzer Umbaupause – es waren kaum 10 Minuten entern die Kalifornier Aestetic Perfection die Bühne und es braucht nur wenige Takte, um zu wissen, woher die Musiker ihre Inspiration hernehmen. Da hat wohl jemand Marilyn Manson schon mit der Muttermilch getrunken? Stilmässig eine eins-zu-eins –Kopie, die aber auf Dauer dann doch etwas langweilig wird. Manson ist nämlich abwechslungsreicher und besser.
Danach dauert es auch nicht viel länger, um die Bühne für den Headliner des Abends leerzuräumen. Und ebenfalls pünktlich um 09.30 geht das Intro los. Alle Musiker sind komplett weiss gekleidet und auch Sänger Till Lindemann ist wie alle anderen komplett weiss angemalt. Die anderen Musiker tragen ihre langen Haare puppenmässig zu Zöpfen gebunden links und rechts vom Kopf und legen mächtig los. Ja, der Sound in der Samsung Hall hat für einmal eine Qualität, dass es eine grosse Freude ist. Nebst viel Licht laufen im Bühnenhintergrund kleine Filme ab und werden Fotos präsentiert. Schnell wird klar, warum das Konzert für Personen unter 18 Jahren nicht geeignet ist. Dabei ist es weniger die zu sehende nackte Haut, als vielmehr Grossaufnahmen von Körperstellen, an denen man sonst nicht erkannt wird, oder auch sonstiges vom Rande der Gesellschaft (oha, das war jetzt aber diplomatisch prüde). Nichts gegen Muschis, aber davon habe ich noch nie soviele auf einen Haufen gesehen. Doch natürlich sind Lindemann dafür bekannt, dass sie kein Blatt vor den Mund nehmen, in Lyrik packen, was andere kaum zu denken oder von mir aus auch träumen wagen. Den Ruf hat sich der Sänger schon mit Rammstein erarbeitet und bei Lindemann lebt er ihn hemmungslos aus. Das ganz wurde musikalisch untermalt von Peter Tägtgren, der dazu nahm, was er mit Pain schon lange macht und es mit ein wenig Rammstein würzte. Die Show wurde auf jeden Fall nicht langweilig und wer in den vorderen Reihen stand wurde sogar von der Band verpflegt. Wobei es sich bei der Verpflegung um in die Menge geworfene Tortenstücke sowie später im Konzert um zerhackten rohen Fisch handelte. Wohl dem, der eine Ladung abbekam und mit den Öffentlichen heimfahren musste. Alles in allem eine grossartige Show, die sicher noch lange im Gedächtnis bleibt.
Text & Pics: Martin Rahn