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Event Pics - Deichkind im Hallenstadion Zürich (27.2.2020)

Kunstvoller Kindergeburtstag

Ein Deichkind-Konzert ist immer ein Erlebnis. Auf der aktuellen Tour gibt es besonders viel zu erleben, denn noch nie waren so viele Leute auf der Bühne, gab es so viel Choreographie und Kostümwechsel. Und dann das: Als die Band am Vormittag das Hallenstadion betrat, schaute sie nach eigener Aussage „erst mal dumm aus der Wäsche“. Was war passiert? Die Bühne war zu niedrig gebaut worden, um 30 Zentimeter. „Verflucht. Der ideale Blickwinkel auf die schönen Körper unserer Performer ist für einige von euch geschmälert.“, schrieben Deichkind auf Facebook. Sie hatten aber auch gleich eine Lösung parat: „Heute ist freie Platzwahl. Jeder Gast kann jederzeit auf einen der Ränge gehen und von oben etwas mehr sehen, aber auch jeder Gast mit Sitzplätzen darf hinunter in das Innenfeld und Pogo tanzen.“

Zudem gab es 4000 Franken Entschädigung vonseiten des Hallenstadion. Deichkind wollten diese zusammen mit ihren Fans auf den Kopf hauen und und stellten sich vor, während der Fass-Fahrt 10er-Nötli zu verteilen. Sie schrieben dazu: „Leider reicht der Vorrat nicht für alle, weswegen wir diejenigen von Euch, die einen Schein ergattern, bitten andere auf ein Getränk einzuladen oder mittrinken zu lassen.“ (Wie süss, die glauben tatsächlich, in Zürich bekäme man für 10 Franken 2 Getränke…) Oder, so schlugen die Hamburger eher nebenbei noch vor, sie könnten das Geld auch an Sea-Watch spenden. Die Fans durften entscheiden.

 

Dann konnte es losgehen. Nachdem ein DJ und Musikclips ab Leinwand das Aufwärmprogramm besorgt hatten, ging es los mit dem Introfilm. Der nackte Lars Eidinger (bekannter deutscher Theater- und Filmschauspieler) wird an einem Seil um seine Füsse hochgehoben, in blaue Farbe getaucht und dann als menschlicher Pinsel auf einer übergrossen Leinwand herumgeschleift. Staunend schauten die Leute im Hallenstadion zu. Danach fiel der musikalische Startschuss mit „Keine Party“, einem wunderbar selbstironischen Lied ab der aktuellen Scheibe „Wer sagt denn das?“. Gefolgt von „Richtig gutes Zeug“, der erste Single davon. In beiden Musikvideos spielt übrigens der bereits erwähnte Lars Eidinger mit. Spätestens bei „So ‚ne‘ Musik“ war dann schon ein erster Höhepunkt erreicht. 

Es ging weiter mit vielen neuen und neueren Liedern, von denen nicht alle grossartig sind. Doch die Leute hatten Spass und machten sich ihre eigene Party. Rund 7500 Menschen waren erschienen. Da die oberen Sitzplatz-Sektoren abgesperrt waren, konnten sie sich optimal im Hallenstadion verteilen. Von der Bühne her aus sah es voll aus, die Leute standen sich aber nicht auf den Zehen rum. Als dann wieder die Hits ausgepackt wurden („Illegale Fans“, „Bück dich hoch“ - mit einem Ausschnitt aus Billie Eilishs „Bad Guy“), begann die Stimmung wieder zu kochen. „Leider geil“, „Komm schon“ und „Bon Voyage“ schlugen in die gleiche Kerbe. Und das Konzert war noch nicht am Ende.

 

Deichkind sind sehr mehrheitsfähig - und trotzdem alles andere als seicht. Man kann hier grölen und den ganzen Abend Spass haben, man kann aber auch Kunst erleben. Nicht alles erschliesst sich einem auf den ersten Blick, manches lässt einen vielleicht ratlos zurück. Nur bei einem Thema lassen die Hamburger keinen Raum für Spekulationen: Sie positionieren sich ganz klar gegen Rechts. Deshalb lautete die Fahnen-Beschriftung „Kein Bier für Nazis“, als dass Fass seine Fahrt durch das Volk aufnahm. Die Tradition, während dem Song „Roll das Fass rein“ ein riesiges Fass durch die Menge zu schieben, haben Fans und Band lieb gewonnen. Strahlende Gesichter allenthalben. Auch „Niveau weshalb warum“ wurde so dargeboten. 

Nach weiteren vier Songs auf der Bühne, drohte - nach „Limit“ der Abschied. Doch natürlich gab es eine Zugabe: Und was für eine! Bei „Remmidemmi“ wurde das Gummiboot auf seine Reise über das Meer aus menschlichen Händen geschickt. Die See war teilweise etwas rau und der Passagier wurde mehr als einmal auf die Planken seines Schiffs geschickt. Währenddessen wurde auf der Bühne ein riesiger Kindergeburtstag gefeiert, wo zum Beispiel Miley Cirus mit ihrer Abrissbirne auf das Kackhaufen-Emoji traf. Ein wundervoller Schluss. 

 

Nachtrag: Die Fans hatten entschieden, das Geld zu spenden. Deichkind und Veranstalter Gadget legten je noch 2000 Franken drauf. So erhielt Sea-Watch 8000 Franken - weil irgendjemand einen Plan falsch gelesen hatte. Wie schön! 

 

 

Text & Bilder: Leandra Jordi

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Deichkind im Hallenstadion (27.2.2020)
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