Event Pics - Ghost im Hallenstadion Club (13.5.2022)

Teufelsanbetung deluxe 

Es versprach, ein satanisches Fest zu werden: Ghost luden an einem Freitag, den 13., zum „Imperatour“-Tanz im Hallenstadion zusammen mit Uncle Acid & The Deadbeats und Twin Temple. Der Einladung gefolgt waren zwar lediglich 2300 Menschen (übrigens etwa die gleiche Anzahl wie beim Ghost-Auftritt im Hallenstadion 2019) - aber sie sorgten mit ihrer Stimmung trotzdem für das Feeling einer vollen Halle. Dazu beigetragen haben sicher auch die geschickte Verteilung der Leute vor der vorgerückten Bühne sowie die abgedunkelten Ränge (Club-Version).

Los ging es mit einer waschechten „Satanischen Messe gegen Sexismus, Rassismus und Transphobie“. Diese wurde ausgerichtet durch Twin Temple. Das Paar aus Kalifornien bezeichnet sich selber als praktizierende Satanisten. Gekleidet in Schwarz und Rot, ausgerüstet mit Totenschädel, Glocke, Bibel und Degen, betraten sie die Bühne. Dass sie sich als Musikrichtung den Doo Wop, eine Spielart des Rhythm and Blues aus den 1940/50er Jahren ausgesucht haben, passt wie die sprichwörtliche Faust auf’s Auge. Also irgendwie gar nicht - und trotzdem sehr. Das Spektakel machte eine Menge Spass und wärmte die angereisten „Satansjünger“ ordentlich auf.
Danach wurde der Spiess umgedreht. Statt farbiger Theatralik und tanzbarem Sound, an dem Tarantino seine helle Freude gehabt hätte, beherrschten auf einmal schwere Riffs in düsterer Atmosphäre die Bühne. Uncle Acid & The Deadbeats blieben im Hintergrund und liessen die Musik für sich sprechen: Doomig und psychedelisch, hart und dennoch melodiös. Mit dieser Spielart aus einer anderen Ecke des Höllenschlundes schlug die Stunde der 1970er-Fans. Ein ziemliches Gegenprogramm zu Vor- und Hauptband - und trotzdem stimmig im Gesamtbild.
Danach kam das Licht zurück - und mit ihm der Pomp. „Imperium“ kündigte den Auftritt an, der erste Ton von „Kaisarion“ brachte den Vorhang zu Fall und schon war das Fest in vollem Gange. Dank „Rats“ (grosser Auftritt für eine Plüsch-Ratte aus dem Publikum) und „From The Pinnacle To The Pit“ war die Stimmung bereits auf einem ersten Höhepunkt. Die Band rührte mit der grossen Kelle an: Das Bühnenbild zeigte riesige Kirchenfenster sowie die Gruft von Papa Emeritus, der später auch noch einen Auftritt hatte. Ausserdem wurde nicht an Pyros und Flitterregen gespart. Das Schlagzeug stand in der Mitte erhöht, rundum zugänglich durch Stufen. Das Instrument selbst war so gross, dass der dazugehörige Nameless Ghoul kaum zu sehen war. Seine Kolleg:innen an den Gitarren lieferten sich immer mal kleine Duelle im Laufe der Show und sorgten so für ein paar humorvolle Momente. Ihre aktuellen Kostüme sollen übrigens von den Tusken Raiders aus „Star Wars“ inspiriert sein.
Weitere Highlights waren „Hunter’s Moon“ „Spillways“ und „Call Me Little Sunshine“ vom aktuellen Album. Besonders erfreut haben aber Klassiker wie „Ritual“, „Year Zero“ und „He Is“ sowie der Zugabenblock, der aus „Enter Sandman“, „Dance Macabre“ und „Square Hammer“ bestand. Nicht nur die Anwesenden (teilweise geschminkt und verkleidet, ausserdem viele in Ghost-Shirts) waren begeistert von diesem Abend - auch der Teufel hätte bestimmt seine helle Freude daran gehabt. 

Text & Bilder: Leandra Jordi