Event Pics - Jazz'N'Roll with Jamie Cullum in Kestenholz (06.07.2013)

Jamie Cullum’s Jazz’N’Roll at St. Peter at Sunset

Auf dem Weg nach Kestenholz dachte ich, dass das Konzert von Roger Hodgson am Vorabend nicht zu toppen sei und Jamie Cullum wäre einfach umschrieben ein weiteres feines Erdbeerstück in einem Coupe Dänemark. So kann man sich täuschen! Zu dem Punkt später, denn erstmal nahm der Abend seinen gewohnten Lauf.

Seven

Zeit :  20.02 – 21.00 (58 min)

Der Aargauer Seven und seine Band aus insgesamt 9 Mitgliedern eröffneten am Samstagabend, 06. Juli 2013, um Acht Uhr vor einer zu Beginn eher bescheidenen Zuschauerkulisse. Die rund 2200 Besucher waren nicht alle auf Platz. Schade, denn Sie verpassten den sehr interessanten Konzertbeginn nach dem Titel des letzten Albums „The Art Is The King“. Jeder Musiker wurde mit Spitz und – Namen aufgerufen und präsentierte sich unter dem riesigen Seven-Logo in der Bühnenmitte. Danach ging’s an seinen Platz. Zuletzt kam Seven in seiner „The Artist Is King“-Maskerade dazu und legte gesanglich los. Nachdem dieser Einlauf der Gladiatoren vollendet war, fiel die Maske und die, ums gleich vorweg zu nehmen, sehr gute Show des Schweizer „Soulman“ startete richtig. Seven animierte immer mal wieder die Fans und zauberte eine gute Stimmung herbei. Ab der hervorragenden Acapella-Fassung des Songs Golden Stairs hatte er die zunehmende Menschenmasse im Griff. Durch die hübschen Backgroundsängerinnen, dem Backgroundsänger, der Vielfalt der Instrumentierung und der alles überragenden Stimme Seven’s war der Auftritt alles andere als langweilig. Der Mix aus Soul, R’n’B und ein wenig Rock und die Auswahl der Lieder trug das Übrige bei. Ein Höhepunkt war der Song Walking With You, welchen er seiner Frau widmete. Ein guter Start in den Abend.

Setliste Seven:

You Could Be, Intro, The Art Is King, Wake Up, Golden Stairs (Acapella version), Lisa, OhOhOhOh Yeah, Go Slow, On & On, Walking With You, Teacher, City Of Gold

Bonus: Father

Jamie Cullum

Zeit:  21.50 – 23.35 (105 min)

Der gute Start von Seven verlief fast im Sand, denn als der Brite Jamie Cullum mit seiner Band um halb Zehn auftreten sollte, war zwar die Instrumentierung am Platz, jedoch kein Musiker. Auch nach einer Viertelstunde dasselbe Bild. Hmm, was war da los?!? Ein Teil der Bühnentechnik versagte. Was macht ein freaky Jazzer wie der Engländer in einer solchen Situation. Er lässt die wichtigsten Instrumente durch die Roadies zwischen Sitzplätzen und Bühne positionieren und beginnt so was von cool nach ein paar Minuten mit dem Song I Get a Kick Out of You vor einem mehr als verblüfften Publikum loszulegen. Wie geil ist das denn?!? Solch eine Besonderheit erlebt man wohl nur einmal im Leben. Das Tüpfelchen auf dem i folgte mit der Bitte sich von den Sitzplätzen zu lösen und um die Band herum sich zu versammeln. So wurde während den beiden ersten Songs die Atmosphäre eines Jazz-Clubs vermittelt. Jamie Cullum zeigte absolut keine Berührungsangst. Er liess sich zweimal während dem Singen auf den Schultern eines stämmigen Fans herumtragen, damit auch die weiter hinten sitzenden Besucher etwas von diesem ausserordentlichen Geschehnis mitbekamen. Wahrscheinlich wäre dies vor heissblütigen Fans nicht möglich gewesen, aber in der Schweiz hat’s super funktioniert – und wie. Nach dem zweiten Song, der tollen Interpretation des  Justin Timberlake’s Lied Cry Me a River, wechselten die Musiker unter tosendem Applaus auf die Bühne und setzten die Show mit dem swingenden I'm All Over It fort. Einer Aufforderung des Veranstalters, dass sich die Fans wieder setzen sollten kam er zwar nach, aber schickte gleich im Nebensatz an, dass Ihm dies ziemlich egal sei. Klar, die Fans blieben somit am Bühnenrand. Es war eine wahre Freude ein solches Improvisationstalent oder wie eine ältere Dame sich anschickte „ein sympathischer Rotzlöffel“ bei der Arbeit zu erleben. Hier mal ein Intermezzo am Flügel, ein Sprint zur Bühnenmitte um ein paar Schläge auf die Schlagzeugfelle zu geben, dann Sprint zurück, den Flügel besteigen und natürlich bei der nächsten Gelegenheit runterspringen. Unbekümmert und genial – ja, so wollen wir Jamie Cullum erleben. Auf ein wildes Solo folgt eine Beat-Box-Einlage oder er orchestriert seine Mitmusiker. Zur Ballade All at Sea forderte er Feuerzeuge und bekam sie. Wann habe ich letztmals mehr Feuerzeuge als Handys in der Höhe an einem Konzert gesehen?

Musikalisch liess er fast keine Wünsche offen und liess auf den Konzertbesucher ein erstklassiger Mix aus Songs vom letzten Album „Momentum“ und Klassikern und Cover-Versionen los. Neben Highlights wie I'm All Over It oder Mixtape brachte er den Song zum gleichnamigen Film Gran Torino als Bonus. Ich bin noch immer begeistert von diesem Konzert!

Setliste Jamie Cullum:

I Get a Kick Out of You (Cole Porter Cover), Cry Me a River (Justin Timberlake Cover), I'm All Over It, Get Your Way, These Are the Days, I Feel Fine, Frontin' (with Intro Suit & Tie, Justin Timberlake Cover), Love For $ale (Cole Porter Cover), Pure Imagination (Leslie Bricusse & Anthony Newley Cover), Twentysomething, Everything You Didn't Do, When I Get Famous, Don't Stop the Music (Rihanna Cover), All at Sea, High And Dry (Radiohead Cover), Mixtape

Bonus: Gran Torino

Photos und Text: Daniel Strub