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Event Pics - MJF 2013: ZZ Top, George Thorogood und Ben Miller Band (10.07.2013)

Bartträger, ironischer Gitarrenhexer und ein Überraschungsgast hatten keinen Blues, sondern heizten in Montreux ein

Der Mittwochabend, 10. Juli 2013, war im fast ausverkauften Auditorium Stravinski dem Blues und seinen verschiedenen Facetten gewidmet. Mit Gerge Thorogood and The Destroyers stand zu Beginn eine Band auf der Bühne, die sich ganz dem Blues-Rock verschrieben hat. Danach folgte als „Pausen-Akt“ der Überraschungsgast  - die Ben Miller Band. Ihr Blues mit Punk-Elementen faszinierte. Zu guter Letzt war mit ZZ Top die Band welche den Blues auch reinen Hard Rock-Fans schmackhaft machte live on stage.

 

George Thorogood and The Destroyers

Zeit :  20.00 – 21.20 (80 min)

Pünktlich um Acht und erschien die Bühne in einem blauen Licht umhüllt und George Thorogood und seine Jungs oder besser „and The Destroyers“ gaben sich die Ehre. Mit der Rock’N’Roll-Nummer Rock Party gab er gleich den Tarif für den Abend durch. Sein öfters wechselndes Bulldoggen-Motiv auf dem grossen Bildschirm, die Totenkopfschädel auf den beiden Kleineren link und rechts und die „I Love It“-Rufe untermalten seinen Blues Rock-Stil gekonnt. Ein wenig Dirty Rock’N’Roll und die Fans frassen Ihm bereits ab dem Bo Diddley-Cover Who Do You Love? aus der Hand. Ich kam mir vor wie auf einer staubigen Strasse in den Südstaaten mit der idealen Begleitmusik in Form von George Thorogood and The Destroyers. Dazu passten die Mitsingnummern I Drink Alone und gleich im Anschluss das John Lee Hooker-Cover One Bourbon, One Scotch, One Beer. Dass der Bandleader dem Alkohol nicht abgeneigt ist demonstrierte er mit dem trinken von zwei-drei Whiskeygläschen. Jedoch, und dass muss man Ihm zu Gute schreiben, erinnerte er daran, dass man dabei nicht fahren sollte. Obwohl es aus seinem Mund eher ironisch rüber kam. So oder so, die US-Amerikaner unterhielten mit Ihrem abwechslungsreichen Programm aus eigenen Songs und einigen Cover-Songs die Fans hervorragend. Dazu gehört sich die Haare auf der Bühne ordentlich durchzukämmen, die vielen Schweissperlen abzuwischen bevor man mit dem Johnny Cash’ Cover Cocaine Blues weitermusiziert. Seine Begleitmusiker Jeffrey Simon (Drums), William Blough (Bass), James Suhler (Guitar, Vox) und James Leach (Sax) blieben eher im Hintergrund und überliessen die Show George Thorogood. Nichtsdestotrotz brachten die gelegentlichen Sax-Einsätze oder das Gitarren-Solo bei Tail Trigger von James Suhler mehr Abwechslung rein und erhielten Ihren verdienten Applaus. Der langhaarige Gittarist Suler musste jedoch auch ironische Bemerkungen seines Bandleaders beim treffenden Titel Haircut über sich ergehen lassen.

Nebenbei erwähnte Thorogood immer mal wieder wie wichtig es Ihm ist am Montreux Jazz Festival dabei sein zu dürfen. Darauf folgte gleich wieder Ironie. So schenkte er einem Fan sein Plektrum mit dem Satz „I give You the Future of Rock’N’Roll“. Auch im Alter von über Sechzig Jahren hat er noch immer was rebellisches, was neben Song Highlights wie das erwähnte Haircut, Tail Trigger und natürlich das in zahlreichen Filmen verwendete Bad to the Bone ebenso gut ankam. Nach dieser Show stellte ich mir die Frage, wie kann ZZ Top Ihn noch toppen?!?

Setliste George Thorogood:

Rock Party, Who Do You Love? (Bo Diddley cover), Help Me, Night Time (The Strangeloves cover), I Drink Alone, One Bourbon, One Scotch, One Beer (John Lee Hooker cover), Cocaine Blues (Johnny Cash cover), Haircut, Bad to the Bone, Move It on Over (Hank Williams cover), Tail Dragger (Willie Dixon cover), Madison Blues (Elmore James cover)

 

Ben Miller Band

Zeit:  21.45 – 22.05 (20 min)

Der Festivalverantwortliche, Mathieu Jaton, höchstpersönlich kündigte den Gast an und betonte dabei wie wichtig die Förderung junger oder noch unbekannter Musiker fürs Montreux Jazz Festival nach wie vor ist. Auch nach der Ära Claude Nobs (1930 – 2013) wird dieser Aspekt weitergeführt. Und, mit der Verpflichtung der Ben Miller Band hat er und sein Team ein glückliches Händchen bewiesen. Mit typischen Bluesinstrumenten wie Gitarre oder Waschbrett, aber auch eher ungewöhnlicher Art in Kombination einer Posaune zum Beispiel, legten Ben Miller, Scott Matthew Leeper und Doug Dicharry 5 tolle Nummern vom Stapel. Die Mischung mit den angesprochenen Punk-Elementen kam beim Publikum gut an.

 

ZZ Top

Zeit:  22.30 – 23.50 (80 min)

Kurz vor halb Elf wurden die Fans ungeduldig, einzelne Pfiffe sind zu hören. Dann schallen plötzlich Technoklänge (!!) aus den Boxen und das ZZ Top-Logo wird auf der grossen Hintergrund-Video-Leinwand eingeblendet. Ein Raunen geht durchs Publikum und auf die ersten Bluesklängen beginnen die Fans mitzuklatschen. ZZ Top are back in Montreux! Mit Got Me Under Pressure beginnt das rund 80 Minuten dauernde Konzert der Texas-Boys. Beim zweiten Lied Waitin' for the Bus schwappt die musikalische Blues-Welle aufs Publikum über und niemand kann sich entziehen und wippt lässig mit. Auf der Bühne die absolute Coolness in der Form der beiden Bartträgern Billy Gibbons und Dusty Hill. Hinter Ihnen leicht versetzt das Schlagzeug mit dem Fellbearbeiter Frank Beard, der den Takt zum Klatschen angibt. Die bereits herrschende sehr gute Stimmung, dass sei schon gesagt, blieb bis am Ende des Konzertes. Die Mucke von ZZ Top ist keine Musik für Kritiker, sondern Musik oder besser Blues mit Spassfaktor. So macht es ungemein Spass zu Klängen der Texaner ein bisschen Gas zu geben im Auto oder auf dem Motorrad – will damit sagen, man kann sich Ihrer Musik nicht entziehen – so auch am Mittwochabend nicht. Meine Beine wippten das ganze Konzert lang. Natürlich mal ein wenig langsamer bei den bluesigen Liedern wie Jesus Just Left Chicago (dabei änderten Sie den Text an Montreux an) und mal schneller bei den rockigeren Nummern wie bei Gimme All Your Lovin'. Der letztgenannte Song kam überraschenderweise bereits an vierter Stelle und war stimmungsmässig ein Höhepunkt.

Zu fast jedem Song flimmerte das entsprechende Video über die Leinwand im Hintergrund und mir wurde bewusst wie lange es ZZ Top bereits geben musste. Man konnte anhand der Videos seine eigene Kindheit nachvollziehen, solche lustige Gedanken schossen mir dabei durch den Kopf. Schliesslich gibt es die Band bereits seit 1969 – „Hellyeah“! Und nicht nur die Bärte sind zwischenzeitlich gewachsen, sondern selbst ZZ Top haben eine musikalische Wandlung hinter sich. Je bluesiger der Song desto älter ist er. Achtung nicht falsch verstehen, Ihren Wurzeln werden Sie trotzdem nicht untreu. Selbst der Adrenaline Junkie-Song Flyin' High vom letzten Studioalbum „La Futura“, welcher am Mittwochabend die schlechteste Publikumsresonanz hatte, ist als ein ZZ Top-Song noch erkennbar. Glücklicherweise kann man diesen Song in Anbetracht der Setliste als Ausrutscher taxieren. Denn die wahren Perlen kamen mit My Head's in Mississippi und natürlich Sharp Dressed Man ins Auditorium Stravinski und wurden frenetisch aufgenommen, soll heissen mitgeklatscht und mit „Hiihaa“-Rufen begleitet.

ZZ Top überraschten kurz vor Setmitte mit den beiden Gastmusikern Ben und Mike aus Texas (natürlich). Nach einer Ansprache in Gedenken an den Montreux Jazz Festival-Gründer Claude Nobs (1930 – 2013) wurden bei den Songs Heartache in Blue und in Folge Certified Blues Bilder von Ihm und verschiedenen Musikgrössen gezeigt. Eine gewisse Ergriffenheit machte sich zu Recht im Saal breit. Selbst auf der VIP-Tribüne, u.a. mit Eric Sardinas besetzt, dachte man an den grossen Mann dieses weltweit renommierten Festivals.

Nach dem Klassiker Legs zogen die Texaner von der Bühne ab. Sofort wollte die Fans ZZ Top zurück auf der Bühne und klatschten, pfiffen oder machten anderweitig von sich bemerkbar. Drei sich lang anfühlende Minuten später kam das Trio zurück und spielte mit den drei Liedern Tube Snake Boogie, La Grange / Sloppy Drunk Jam und Tush einen Abschluss aus Höhepunkten – Geil!

Setliste ZZ Top:

Got Me Under Pressure, Waitin' for the Bus, Jesus Just Left Chicago, Gimme All Your Lovin', Pincushion, I Gotsta Get Paid, Flyin' High, Heartache in Blue, Certified Blues, Foxy Lady (The Jimi Hendrix Experience cover), My Head's in Mississippi, Chartreuse, Sharp Dressed Man, Legs

Bonus: Tube Snake Boogie, La Grange / Sloppy Drunk Jam, Tush

 

Photos: Copyright by Lionel Flusin, Zur Verfügung durch Medienabteilung Montreux Jazz Festival

Text: Daniel Strub

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