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Event Pics - Haken in der Galery, Pratteln (06.09.2013)

Haken - Headbangen im 11/8-Takt
Haken sind eine der beeindruckendsten 'neuen' Bands in der 'Progosphäre': Erst sechs Jahre Bandgeschichte auf dem Buckel, hat das Prog-Metal-Sextett aus London nicht nur dieser Tage das bereits dritte, fantastische Album veröffentlicht, sondern dürfte auch schon auf so ziemlich jeder erwähnenswerten Prog-Bühne Europas gespielt haben. Meist gemeinsam mit den bekanntesten Prog-Bands überhaupt. Zwei Auftritte beim deutschen 'Night of the Prog'-Festival, demächst geht es auf ein Prog-Festival in Israel und im kommenden Februar auf Karibik-Kreuzfahrt bei 'Progressive Nation At Sea'. Man sollte meinen, daß eine Band mit einer solchen Bilanz Hallen füllt. Tut sie nicht - die Sache hat einen 'Haken': Prog ist immer noch ein Nischen-Genre, bei dem viele die Augen verdrehen. Aber kleine Konzerte haben ja durchaus auch ihren Charme. Und ein besonders charmanter Club ist die Galery in Pratteln bei Basel. Der kleine Music-Club  ist gemeinsam mit der 'großen Schwester', dem naheliegenden Z7, inzwischen der wichtigste Veranstalter für Progressive Rockmusik in der Schweiz. Wenn man live sehen will, wer in der Szene gerade angesagt ist, kommt man hier her. Und in der Szene angesagt sind Haken seit Jahren.
Kein Wunder also, daß die sechs sympathischen Briten auf ihrer kurzen Europa-Tour zum Release des neuen Albums "The Mountain" neben nur wenigen weiteren Konzerten im deutschsprachigen Raum auch in der Galery halt machten. Und bereits kurz nachdem die Band nach einem Playbackintro von 'The Path' die Bühne betreten hat, benennt auch Frontmann Ross Jennings den Charme des Clubs: 'Guten Abend, Ihr Schweizer! Wir lieben diesen Club hier!' Es ist direkt eine Verbindung zum Publikum da, was nicht nur daran liegt, daß das mit rund 40 Prog-Fans recht überschaubare Publikum nicht sehr zahlreich ist. Wohl eher die spürbare, höchst sympathische Bodenständigkeit der sechs Engländer. Und natürlich das hohe musikalische Niveau, daß die Band beherrscht und mit dem Opener 'Atlas Stone' vom neuen Album direkt unter Beweis stellt. Zwar muss der Toningenieur noch etwas an der Abmischung der Mikrophone und Instrumente feilen, doch bereits nach dem ersten Titel ist das bewerkstelligt, auch wenn der - ganz Prog - fast 8 Minuten dauert.
Nach mehr als höflichen Begrüßungsapplaus geht es direkt mit dem Keyboardlastigen 'Eternal Rain' vom Debütalbum "Aquarius" weiter. Der sphärische Gesang und die Keyboards klingen tatsächlich 'aquatisch' - seit dem ersten Album vor gerade einmal drei Jahren hat die Band eine unglaubliche Entwicklung durchlaufen - und das, wo bereits das Debüt zahlreiche Musikjournalisten aus der Prog-Ecke in Verzückung versetzt hatte. 'In Memoriam' vom neuen Album hat einen anderen Sound - wobei das keine Überraschung ist. Haken waren von Anfang an sehr abwechslungsreich. Auf "The Mountain" haben sie diese Disziplin in der Kür mit Magna Cum Laude bestanden. 'In Memoriam' hat einen treibenden  Gitarren-Groove, eine catchy Hookline und sprudelt wie das ganze Album nur so vor Prog: Verschachtelter Song-Aufbau, Takt- und Rhythmuswechsel en gros. Trotzdem sind die Songs keine prätentiösen Prahlereien. Die Band bringt sie locker und unverkrampft auf's Tapet - und rockt dabei gewaltig. Einige Headbanger vor der Bühne lassen sich nicht bitten und schütteln ihre Haare. Die Botschaft: Auch Prog-Metal ist Metal! 'The Mind's Eye' vom zweiten, am metal-lastigsten Album "Visions" setzt auf proggiges Keyboard und Metal-Riffs. Kurze ruhige Zwischenspiele auf der unverzerrten Gitarre, Jennings fast sanfter Gesang, das leicht jazzige Schlagzeug von Drummer Ray Hearne - ein famoser Song von einer hochpräzisen Band.
Nach 'Portals' und 'Shapeshifter' folgt der spektakulärste Song des neuen Albums: 'Cockroach King'. Der musikalisch hochanspruchsvolle Song bewegt sich mit seinem vierstimmigen Satzgesang von Drummer, Basser, Sänger und Keyboarder und den jazzigen Zwischenspielen irgendwo zwischen augenzwinkernder Hommage an die Prog-Veteranen Gentle Giant, wahnwitziger Spielfreude und sperrig-genialem Musik-Lehrstück. Ein breites Grinsen auf den Gesichtern der Musiker zeigt schon während des Songs nonverbal, was Frontmann Jennings am Ende bestätigt: 'Wir lieben es, diesen Song live zu spielen!' Vor den Songs 'As Death Embraces' und 'Pareidolia' dürfen Keyboarder Diego Tejeida und Bassist Thomas McLean mit Solos an ihren Instrumenten ihre technische Brillanz unter Beweis stellen. Das Publikum hört und sieht gebannt zu und honoriert die Fingerfertigkeit mit anhaltendem Applaus. Dann folgt mit 'Pareidolia' der wohl eingängigste, für Prog-Verhältnisse extrem melodische und härteste Song des neuen Albums. Natürlich darf es nicht zu einfach sein: So werden zwischen dem besten Chorus-Riff des Albums in den Strophen stimmungsvolle, orientalische Elemente und Stakkato-Riffs eingestreut. Das Publikum ist begeistert.
Nach 'Drowning In The Flood' (wie der Titel erkennen lässt erneut vom Debüt "Aquarius") ist das entspannte Sextett bereits am Ende ihres Sets und verlässt die Bühne. Mit 'Celestial Elixir' kredenzen die Herren allerdings als Zugabe ihren mit rund 17 Minuten längsten Song. Der ausufernde Stilmix inklusive tonnenweise Retro-Prog-Reminiszenzen, Ragtime-Jazz und Schuhplattler-Einlage von Jennings auf der engen Bühne ist so etwas wie der Kult-Song der Band und damit ein mehr als würdiger Abschluß eines tollen Konzertabends nach rund 100 Minuten. Nach dem Auftritt bewegt sich beinahe das komplette (!) Publikum zum Merch-Stand in der Ecke: Jeder will seine Vinyl-Ausgabe von "The Mountain" von den Bandmitgliedern signieren lassen oder seine Begeisterung bekunden. Gitarrist und Mastermind Richard Henshall signiert genau wie seine Bandkollegen Alben, umarmt Fans wie alte Freunde und verkauft dazwischen völlig selbstverständlich Shirts und CDs. Die Jungs von Haken sind so sympathisch-bodenständige 'Jungs von Nebenan' wie begabte Musiker. Das ist mehr als das volle Paket Prog-Metal für einen Abend! Am nächsten Tag posten Haken bei Facebook: 'Hey ihr Schweizer, wir haben noch nie jemanden so entspannt im 11/8-Takt headbangen gesehen wie Euch! Ihr rockt gewaltig!!' Kann man einem Prog-Metal-Fan ein größeres Kompliment nach einem wundervollen Konzertabend machen?

Setliste
The Path (Playback), Atlas Stone, Eternal Rain, In Memoriam, The Mind's Eye, Portals, Shapeshifter, Cockroach King, (Piano Solo), As Death Embraces, Deathless, (Bass Solo), Pareidolia, Drowning in the Flood
Bonus: Celestial Elixir


Photos: Daniel Strub
Text: Daniel Frick

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