Event Pics - Katie Melua, We Invented Paris und Baum am Summerstage, Grün80 (10.07.2015)
Rockig-Flockig-Folkig – ein musikalischer Sommerabend in der Grün80 bei Basel
Der zweite Tag, Freitag 10. Juli 2015, des diesjährigen dreitägigen Summerstage Festivals in Münchenstein vor der Stadt Basel stand im Zeichen der Sing-Songwriter. Im Gegensatz zum letzten Jahr ist das diesjährige Festival in der Grün80 vom Wetterglück gekrönt. Das Feuchte ging, wie es sich gehört, die Kehle runter.
Bis zum Hauptakt wurde die Zuschauerkulisse stetig grösser und lockte schlussendlich über 2000 Zahlende vor oder in die hügelige Umgebung der Bühne. Um die relativ kurzen Umbauphasen zu überbrücken, konnte man bei Speis und Trank oder einem gemütlichen Schwätzchen inne halten. Vom „Hügel“ genoss man eine gute Übersicht über das ganze Gelände mit verschiedenen Ständen, der spätabends gelb beleuchteten Bäume und auf unzählige orange Hüte des Hauptsponsors *smile*. Ein grosses Plus ist die Bühne mit einem lichtdurchlässigen Blachenstoff. Es ergab sich dadurch ein stimmungsvolles Licht auch bei Tageslicht – grossartig.
Kurz nach 18:00 Uhr eröffnete der Basler Baum, den viele Besucher als Moderator von „Schweiz aktuell“ kannten,mit seiner Band den Abend. Die eigentlich undankbare Rolle zu eröffnen war vor dem heimischen Publikum, Vater („O-Ton Baum: „ Hät öpper mi Vater gseh? – Mi Vater hät mir grad dr Mittelfinger zeigt“) und Freunden nicht schlimm. Es wurde höflich applaudiert, aber zu mehr war das Publikum zu Beginn noch nicht bereit. Sänger/Gitarrist Baum, Marc Hemantha Hufschmid (Schlagzeug) Ramon Vaca (Bass/“Womanizer“), Giacun Schmid (Gitarre/Piano) und André Bader (Percussion) steigerten sich mit zunehmender Setlänge von insgesamt einer Stunde - lag es an der Songauswahl? Jedenfalls kam sein Hit Home One Day und das Cover von Lou Reeds Take a Walk on the Wild Side sehr gut an und das Publikum klatschte entsprechend mit.
Nach der üblichen halbstündigen Umbauphase trat mit den „Liestalern“ (eher europäisches Musik-Kollektiv) We Invented Paris eine Band auf, die mich an selber Stätte 2012 im Vorprogramm der Sportfreunde Stiller beeindruckte. Ihr Indie-Rock, um nur einen möglichen Stil genannt zu haben, ist mit Elektro-Einflüssen noch facettenreicher geworden und kommt in Kombination mit Ihrer leidenschaftlichen Performance sehr gut an. Anhand der Phrasierung und Stimme von Sänger Flavian Graber erinnert mich die Band am ehesten an Placebo. Neben der Vielfalt überzeugt die Band mit Coolness. So bedankte sich Graber mit Anektoden zu Ihren früheren Wohnzimmerkonzerten. Ein Dankeschön, das in dieser Form wunderbar rüberkam. Die angesprochene Performance gipfelte, im wahrsten Sinne des Wortes in einer Kletterpartie mit Gesangseinlage des Gitarristen an der Bühnenseite oder in einem Ausflug von Graber zu den Fans - nicht zu vergessen die Ballon/Ball-Aktion ins Publikum beim bekannten Song Bubbletrees. Neben der soliden musikalischen Darbietung punkteten die vier Musiker mit solchen Aktionen zusätzlich und hinterliessen durch Ihre einstündige Show einen noch besseren Eindruck als 2012. Hier ein paar Anspieltipps: Auguste Piccard, Farmer oder Polar Bears. Ich fand We Invented Paris den Act des Abends!
Nach Ihrer selbstverordneten Pause ist Katie Melua 2015 zurück auf der Bühne und gab und wird einige Konzerte in diesem Jahr geben. Die zierliche und mit Ihrem Mini-Rock fast schon süss daherkommende Sängerin liess die Band bei den ersten zwei Songs im Backstage und verzauberte das Konzertpublikum ab 21:00 Uhr nur mit Ihrer charakteristischen, glasklaren Stimme und begleitete sich durch die Akustik- Gitarre. Mit dem Eröffnungsstück, der wunderbaren Coverversion von Shirley Bassey Diamonds Are Forever, gab Sie gleich den Tarif durch was in den kommenden 1.5 Stunden zu erwarten ist – ein Mix aus Blues, Folk und Jazz. Betrachtet man den wunderschönen Auftrittsort in Kombination mit der britisch georgischen Künstlerin und hätte das Ganze am Nachmittag stattgefunden, man hätte von einem englischen Picknick sprechen können. Es war mit Sicherheit ein sehr gutes Konzert, aber es kam ab und an ein wenig flockig rüber oder um es anders auszudrücken die Überraschungsmomente, wie bei We Invented Paris zuvor, fehlten mir. Sie berührte mit Ihrer gefühlvollen Stimme und stand trotz der Begleitung einer vierköpfigen Band (Tim Harris (Bass), Jim Watson (Piano/Keys), neuer Gitarrist, neuer Schlagzeuger) ab dem dritten Lied bis zum Zweitletzten im Mittelpunkt. Das Set füllte Melua mit einem Mix aus eigenen Songs und Cover-Versionen von Interpreten, die Ihr wichtig sind. Darunter fielen Songs von Janis Joplin (Kozmic Blues), Here Comes the Sun von The Beatles oder Jeff Buckleys Weinlied Lilac Wine. Aus der eigenen Feder stammten Stücke wie The Closest Thing to Crazy, Planets are Melting und natürlich den Hit Nine Million Bicycles. Mir gefiel das sehr bluesige As Long as I Live und die entsprechende Stimmung im mitklatschenden Publikum und die fast schon obligate Schlussnummer I Cried for You. Artig bedankte Sie sich mit einem „Dankeschön“ oder „Thank you“. Es war wohl das besinnlichste Konzert dem ich beiwohnen durfte bisher.
Setliste Katie Melua:
Diamonds are Forever, The Closest Thing to Crazy, Banjo, Crawling up a Hill, Mocking Bird Song, Planets are Melting, Learning the Blues, Here Comes the Sun, No Fear of Heights, The Flood, The Gallery, Nine Million Bicycles, Nothin’ In The World Can Stop Me Worryin’ ‘Bout That Girl, Lilac Wine, Under my Skin, Piece of my Heart, As long as I Live
Bonus: Kozmic Blues, I Cried for You
Photos und Text: Daniel Strub