Event Pics - Soundmagier Steven Wilson mit Band in Zürich (20.09.2015)
Klangwelten treffen auf Rock und mittendrin Magier Steven Wilson mit Band
Nach 2013 im Volkshaus machte der Magier des Progressive Rock wiederum Halt in Zürich. Dieses Mal kamen etwas mehr als 800 Fans im Komplex 457 in den Genuss von Steven Wilson. Eine Computerpanne, mit der Folge der Auskunft für jeden Einzelnen nach Kaufdatum des Tickets, beim Einlass konnte die Freude nicht trüben. Hauptsache war man rechtzeitig zu Beginn der Show in der Halle. Vielleicht verzögerte sich das auf 20:00 Uhr angesetztem Konzert auch deshalb um 10 Minuten?!? Obwohl der Balkonteil gesperrt war, hatte man genügend Platz und eine ansprechende Kulisse für Steven Wilson war somit auch geschaffen. Der Soundmix war erwähnenswert gut an diesem Abend im Komplex 457. Man sollte auch mal schreiben, wenn es so ist.
Unter blauem Licht mit dem Intro Drone/Black Figure wartete man gespannt auf die Künstler. Um die fast schon greifbare Spannung hochzuhalten kam in der Folge jedes einzelne Bandmitglied einzeln auf die Bühne und wurde mit entsprechendem Applaus eingedeckt. Nach Schlagzeuger Craig Blundell (GB), Gitarrist David Kilminster (GB, nein, nicht der Bruder von Lemmy Kilmister), Keyboarder Adam Holzman (US), Bassist Nick Beggs (GB) schritt zu guter Letzt „the Master himself“ Steven Wilson (GB) auf die Bühne. Wie eingefleischte Wilson-Fans gleich bemerken; Gegenüber der letzten Tour im Frühling 2015 übernahm Blundell die Sticks von Marco Minnemann (D) und Kilmister die Saiten von Guthrie Govan (GB). Mit Drive Home in blauem Licht gehüllter Bühne mit vereinzelten weissen Spots begann der Konzertgenuss. Optisch unterschied sich die Show nicht besonders von der letzten Tour. Blau-, Grün- und Rot-Töne mit vereinzeltem gelbem Licht und dem erwähnten weissen Spots wurden kombiniert mit Video-Einspielungen im Hintergrund. Die Einspielungen stammten zum Teil von offiziellen Videos aus Zeichentrick-Welten oder post-modern anmutenden Strassenszenerien. Nicht nur damit, auch musikalisch, geisterte der Name Pink Floyd ab und an vor den Augen. Dieses Showelement (Video) lenkte zwar von den Musikern ab, aber Ihre Performance kam nicht zu kurz. Ich hatte das Gefühl, dass sich Wilson und seine hochkarätige Truppe mit zunehmendem Touren auch im „Entertainment“ weiter entwickeln. So waren seine Ansagen gezielt auf die Songs, aber mit einem ironischen Unterton versehen. Dies ist mir nie so aufgefallen, oder täusch ich mich?!? Kommt die jahrelange Arbeit mit Mikael Akerfeldt/OPETH nun auch optisch zum Tragen – Steven Wilson, mit Bassist Nick Beggs die Mimik-Künstler, bangte in Metal-Manier zu den Up Tempo-Gitarren-Passagen. Selbst der eher ruhige Gitarrist Kilmister liess sich zweimal zu Gitarrenposen hinreissen. Dies sorgte für zusätzlichen Applaus. Ansonsten wartete das Publikum gezielt bis ein Song oder ein Abschnitt zu Ende war, bevor es enthusiastisch applaudierte.
Der grosse Unterschied zur letzten Tour lag an der Setliste. Es galt in erster Line das aktuelle Album Hand.Cannot.Erase (VÖ: 20.02.2015) zu promoten, aber Steven Wilson streute bis 4 Songs aus der Ära Porcupine Tree ein. Kurz nach dem Konzert bemerkte ein Gast, ob dies nun mehr und mehr darauf hindeutet das Porcupine Tree nicht wieder zurückkehren?!? Die Anmerkung ist berechtigt. Jedenfalls hat die Band mit der Wahl den Song Don’t Hate Me auf die Setliste zu nehmen ein gutes Gespür bewiesen. Er gehörte meiner Meinung, neben Index, Sound of Muzak und dem melancholischen The Raven that Refused to Sing zu den Höhepunkten vom Sonntagabend. Eigentlich war das ganze Konzert ein nicht nachlassender Höhepunkt und trotz der 135 Minuten Spielzeit wurde es nie langweilig - zu gross war die Abwechslung, Klangwelten wechselten sich mit Rockpassagen ab und von happy Feeling bis tiefste Melancholie war alles dabei was einem Prog.-Fan gefällt. Mit My Book of Regrets wurde ein unveröffentlichter Song aus der Ära des aktuellen Albums live präsentiert. Wie Wilson versicherte wird er seinen Platz auf einer zukünftig erscheinenden EP haben. Bei Sound of Muzak wurde gar mitgesungen! Danke Steven Wilson und Band für diesen tollen Abend! Wer einen ähnlichen Abend oder Steven Wilson nochmals geniessen möchte, dem sei der Auftritt des britisch-amerikanischen Prog.-Kollektiv um Steven Wilson am Donnerstag, im Fri-Son in Fribourg nahegelegt; mehr dazu hier.
Setliste (Komplex 457, Zürich):
No Twilight Within the Courts oft the Sun, Drive Home, Hand Cannot Erase, Routine, Index, Home Invasion, Regret 9, Don’t Hate Me (Porcupine Tree Song), Shesmovedon (Porcupine Tree Song), My Book of Regrets (Neuer Song), Ancestral, Happy Returns, Ascendent Here On, (Kabuki), Sectarian, Sleep Together (Porcupine Tree Song)
Bonus: Sound of Muzak (Porcupine Tree Song), The Raven that Refused to Sing
Fotos und Bericht: Daniel Strub