Event Pics - Dream Theater - The Astonishing live in Zürich (23.03.2016)
Ein Konzertabend der speziellen Art – Dream Theater „Musical“?!?
Das Kongresshaus in Zürich war die Lokalität, welche die Progressive Metaller von Dream Theater zur Live-Präsentation des Konzeptalbums „The Astonishing“ (V.Ö.: 29.01.16) in der Schweiz ausgewählt hatten. Am Mittwochabend, 23. März 2016, blieben nur einzelne, wenige Plätze frei, so dass man von einem praktisch ausverkauften Konzert sprechen kann. Um Acht fand sich ein sehr breitgefächertes Publikum in hoher Erwartungshaltung auf Ihren Sitzplätzen ein. Nebst bekannten Gesichtern der Prog.-Szene und Musikern jeglichen Stils, waren Kindern bis Damen und Herren im gesetzten Alter anwesend. Der Altersdurchschnitt dürfte knapp über 40 gewesen sein. Entsprechend war auch Ihr Outfit nicht das des typischen Metal-Publikums. Von Metallern bis Damen in Abend-Garderobe sah man alles – allen gemeinsam – die Frage „was folgt nun“?!?
Vom Speaker angekündigt, folgte die Konzertumsetzung von „The Astonishing“ und die Aufforderung die Handys auszuschalten und auf keinen Fall Foto – und Tonaufnahmen zu machen. Wer trotzdem probierte ein Bild zu schiessen, wurde per Taschenlampe geblendet und oder ermahnt.
Etwa 10 nach Acht Uhr wurde das Saal-Licht ausgeschalten und auf die Video-Leinwand (in mehreren Teilen) wurde das Intro Descent of the NOMACS im Stil vom Film „Matrix“ eingespielt. Zu Dystopian Overture erschienen nacheinander spielend Keyboarder Jordan Rudess, Bassist John Myung, Schlagzeuger Mike Mangini und Gitarrist John Petrucci. Sänger James LaBrie wartete bis sein Talent bei The Gift of Music gefragt war. In zwei Akten mit einer rund 20-minütigen Pause dazwischen wurde das Konzeptalbum präsentiert. Die Intermezzi, wie z.B. The Hovering Sojourn, wurden futuristisch animiert, analog zum Cover, via Leinwand projiziert. Alle anderen Projektionen passten zum jeweiligen Lied. So wurden zur Marschmusik oder härterer Musik entsprechend martialistische Animationen mit Soldaten (Brother, Can You Hear Me) oder Kämpfer eingeblendet und der Chor bei Hymn of a Thousand Voices wurde stilistisch mit Sänger/innen auf alten Gemäuern untermalt. Der Mikrofonständer war speziell angefertigt für diese Tour. Nebst dem gewohnten hochstehenden Spiel der Akteure, war der eigentliche Star des Abends die Lichttechnik! Die erwähnten Video-Einspielungen, „Disco“-Kugeln von der Decke, zahlreiche Spots und die Scheinwerfer für die Musiker waren ausserordentlich eingesetzt und setzten die jeweiligen Szenerien sehr gut um. Bei starkem Hintergrundlicht wurden die Musiker gewollt oder nicht wie in japanischen Schattenspielen dargestellt. Ich ertappte mich mehrmals dabei Musik zu hören, aber in der grösseren Erwartung was als nächstes eingeblendet wird, denn die Stimmung war mässig. Bis auf die Solo-Intros von Jordan Rudess und dem sensationellen Gitarrenspiel von John Petrucci liess sich das Publikum nicht zu Sonder-Applaus hinreissen.
Es wurde nach den Songs applaudiert, aber nur drei Mal überschwänglich in die Hände geklatscht oder gejohlt. Erst nach der Aufforderung von James LaBrie sich von den Plätzen zu erheben kurz vor Konzertende (Our New World) war die gewohnte Stimmung an einem Konzert der Amis spürbar und nicht nur vereinzelte „Horns“ zu sehen. Meine Nachbarin hat es treffend formuliert: eine Art Dream Theater light für ein Konzertpublikum eines Musicals. Vielleicht war dies so gewollt?!? Wenn ja, war das Experiment mit „The Astonishing“ sehr durchdacht, in jeder Hinsicht gut aufgezogen, hochklassig auf Bombast ausgelegt gespielt und mehrheitlich sauber gesungen rübergebracht. Die Dramaturgie war zweifellos sehr hoch – von Himmel hoch jauchzend zu Tode betrübt – von Herz/Schmerz zu Härte. Jedoch wünsche ich mir die „alten“ Dream Theater zurück, wo ich selber über einen Sitz- oder Stehplatz entscheiden kann, die Musik und vor allem die Akteure im Vordergrund sind und brillieren können mit Ihrer Kunst und James LaBrie mehr als dreimal seine Worte ans Publikum richtet. Steven Wilson als Beispiel arbeitet auch mit sehr tollen Animationen im Hintergrund, aber bei seinen Konzerten hat man nicht den Eindruck er und seine Mitmusiker würden als eine Art „Soundtrack“ fungieren.
Die Darbietung war hochstehend und ich würde es missen nicht dabei gewesen zu sein. Berieseln liess ich mich, freute mich jeweils auf die Up Tempo-Nummern (The Gift of Music, Moment of Betrayal, The Walking Shadow), auf das grandiose Our New World und war froh nach der Ansage von LaBrie nach etwa 130 Minuten reiner Spielzeit mich vom Stuhl erheben zu können und zu Astonishing als Zugabe zu klatschen.
Setliste Dream Theater (Kongresshaus Zürich, 23.03.16):
Act 1: (Descent of the NOMACS), Dystopian Overture, The Gift of Music, The Answer, A Better Life, Lord Nafaryus, A Savior in the Square, When Your Time Has Come, Act of Faythe, Three Days, (The Hovering Sojourn), Brother, Can You Hear Me?, A Life Left Behind, Ravenskill, Chosen, A Tempting Offer, (Digital Discord), The X Aspect, A New Beginning, The Road to Revolution
Act 2: 2285 Entr'acte, Moment of Betrayal, Heaven's Cove, Begin Again, The Path That Divides, (Machine Chatter), The Walking Shadow, My Last Farewell, Losing Faythe, Whispers on the Wind, Hymn of a Thousand Voices, Our New World
Bonus: (Power Down), Astonishing
Photos und Text: Daniel Strub