Event Pics - My Dying Bride und Oceans Of Slumber im Mini Z7 (5.4.16)
Trotz Mini-Version des Z7 ist die Publikumsdichte nicht wirklich hoch. Und die, die da sind, scheinen nicht gerade begeisterungsfähig. So jedenfalls muss es für Oceans Of Slumber gewirkt haben, als sie bei Totenstille die Bühne betraten. Ein paar Männer und eine Frau. Meistens singt sie, Cammie Gilbert, mehr oder weniger clean. Manchmal übernimmt Gitarrist Sean Gary, der ist für die Growls zuständig. Dann tanzt Cammie, die für ihre eher überschaubare Grösse (ich darf das, ich bin selber winzig) eine enorme Präsenz hat. Dann erinnert sie an Tia Dalma (Kalypso) aus „Pirates of the Carribean“. Mittlerweile haben sich die Menschen etwas näher an die Bühne getraut und die Location scheint jetzt ordentlich gefüllt. Es sind wohl etwa 200 Leute da.
Oceans Of Slumber bieten eine hübsche Mischung aus schweren und zerbrechlichen Songs. Andächtige Stille, als Cammie engelsgleich „we’re only here to die“ haucht. Zur Begleitung hat sich der Schlagzeuger ans Keyboard gesetzt. Und plötzlich kommt wieder Kraft in die Stimme, Riffs setzen ein und der Song überrollt die Zuhörer. Zum Abschluss überzeugen die Texaner mit ihrer Version von „Nights In White Satin“ und laden die Konzertbesucher ein, sich später noch mit ihnen am Merchandise-Stand zu treffen. Sie haben sicher einige Fans dazu gewonnen.
Ganz anders der Empfang für My Dying Bride. Zuerst kommen die fünf Musiker auf die Bühne, die Leute freuen sich schon. Und dann ist Aaron Stainthorpe da. Der grosse Mann hat eine ähnliche Präsenz wie die kleine Frau vorhin. Doch er ist noch viel mehr Kunstfigur mit dem weissen Hemd, der dunkelroten Krawatte, dem „Geschmiere“ auf den Händen und seinen theatralischen Gesten. Ganz zu schweigen vom hypnotischen Blick. „Your River“ vom Kultalbum „Turn Loose The Swans“ und „From Darkest Skies“ von der Folgeplatte „The Angel and The Dark River“ machen den Anfang. Kein schlechter Einstieg für eine Tour zum aktuellen Album. Erst danach sind Songs von „Feel The Misery“ dran. „And My Father Left Forever“ fügt sich nahtlos in das Set, der Titeltrack ist zuerst zart, dann wird er mächtig. Die Matten bewegen sich langsam.
Inzwischen findet draussen Völkerverständigung statt. Sean Gary, Gitarrist von Oceans Of Slumber sucht Anschluss. Aber es scheitert zunächst an der Sprache. Ein Emmentaler ist schliesslich seine Rettung. Die zwei finden heraus, dass sie beide einen Hund halten, beide einen Boxer. Der eine heisst nach einer Figur aus „Game of Thrones“ (Drogo), der andere nach der Legende des Trojanischen Pferdes (Trojan). Die beiden Männer werden Facebook-Freunde.
Zurück zum eigentlichen Geschehen des Abends. Drinnen wird My Dying Bride zelebriert. Man könnte fast sagen, in der Setlist ist für jeden was dabei. Mehr als die Hälfte aller Alben aus 26 Jahren Bandgeschichte ist vertreten. Für eine Album-Tour ein ziemlich guter Mix. Viel mehr verschiedene Alben anspielen ginge auch nicht in diesem Genre, schliesslich sind Doom-Songs naturgemäss eher lang. Aber sieht so aus, als wäre die Songauswahl darauf angelegt, einen möglichst guten Karriere-Überblick zu bieten. Dementsprechend glücklich sind die Fans und natürlich wird eine Zugabe gefordert. Mit zwei weiteren Songs wird diese auch gewährt.
Text & Bilder: Leandra Jordi