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Event Pics - Kaiser Chiefs und Boy an der Baloise Session (01.11.2016)

Rockige Rampensau vs. Qualitäts-Pop

Kontrastreich auf dem Papier – kontrastreicher live! Im Vorfeld hat Marko Lehtinen im Auftrag der Baloise Session von der Vielseitigkeit der Independent Musik in Bezug auf diesen Abend geschrieben. Am Dienstagabend, 01. November 2016, kam dies markant in der Eventhall der Messe Basel live zum Ausdruck. Die „Indie Sounds“ (Anm.: Motto des Abends) der Kaiser Chiefs und Boy trennen Welten, aber gehen dennoch beide rasch in die Gehörgänge. Für die etwa 1500 Besucher war es ein auf alle Fälle ein sehr abwechslungsreicher Abend. Trotz Fussball (FCB – Paris SG), „Herbstmäss“ und zahlreichen Besuchern in der Stadt Basel aufgrund Allerheiligen war das Konzert fast ausverkauft.

 

Boy (CH/D)

Zeit: 20:05 – 21.20 (75 min)

Nach der Ankündigung durch Baloise Session-CEO Beatrice Stirnimann lancierte die Band Boy den „Indie Sounds“-Abend mit dem Hit We Were Here vom aktuellen, gleichnamigen Album (V.Ö.: 21.08.2015). Die Band besteht aus der erfrischend rüberkommenden Schweizerin Valeska Steiner (Vox, Git) und der coolen Hamburgerin Sonja Glass (Bass, Akustik Git, Vox). Für die Live-Unterstützung sorgten Benedikt Schnermann (Percussion), Deniz Erarslan (E-Git), Marcel Römer (Drums) und Taco van Hettinga (Keys). Neben den schönen Stimmen, wunderbaren Melodien und toller Phrasierung fand ich die Rhythmus Sektion grossartig. Wenn jeweils Römer/Schnermann loslegten war Stimmung „in der Bude“ und das Publikum wurde animiert zu klatschen. Es tröpfelten auch immer mehr Fans vor die Bühne mit zunehmender Konzertdauer. Äussern sich andere Schweizer Künstler auf der Bühne in Englisch oder Deutsch sprach Valeska Steiner „Schwitzer-dütsch“ (Song Boris – „ e spoti Rach“). Dies kam sehr positiv an. Das ganze Konzert bewegte sich in einer Wohlfühlzone und schrammte bei eher ruhigen Songs knapp am Dahinplätschern vorbei. Dass dies nicht geschah lag an bekannten Liedern wie Little Numbers, wo das Publikum die Möglichkeit ergriff mitzusingen oder zumindest „Oh Oh Oh Oh“ zum Besten zu geben oder an den Positionswechsel der Akteure. Witzig war die Tatsache, dass ein Lied mit dem Titel This Is The Beginning als Letztes gespielt wurde. Am Ende des Sets überreichte Beatrice Stirnimann den beiden Damen Blumen als Dankeschön.

Es war ein gutes Konzert mit einer stimmungsvollen Beleuchtung durch die Glühbirnen-Variante, aber es fehlten mir die Exploits für mehr.

Setliste Boy

We Were Here, Waitress, Army, Hit My Heart, Drive Darling, Into The Wild, Railway, Boris, Oh Boy, Hotel, New York, Little Numbers, No Sleep For The Dreamer

Bonus: July, This Is The Beginning

 

Kaiser Chiefs (GB)

Zeit: 21.50 – 23.18 (88  min)

Das typische an den Baloise Session (Clubtischchen und Konzertgenuss im Sitzen) passte zum ersten Akt hervorragend, aber wurde gleich mehrmals verbal mit einer gewissen Ironie von Kaiser Chiefs-Sänger Ricky Wilson kundgetan. Egal, es schien Ihm und der Band trotzdem gefallen zu haben vor der speziellen Konzertkulisse zu rocken. Er konnte sich Sachen erlauben, die er an einem „normalen“ Konzert nicht hätte tun können und lebte es aus. Undenkbar wäre wohl ein Ausflug ins Publikum in Grossbritannien gewesen, wie Wilson es beim letzten Song des Abends, Oh My God, tat und gleichzeitig für Selfies zur Verfügung stand. Er könnte es in England tun, aber ob er heil und mit allen Kleidern zurückgekommen wäre, dass sei dahingestellt.

Die Indie Rock-Band aus Leeds sind zu fünft, aber Sänger und eigentliche Rampensau Ricky Wilson steht nicht nur positionsmässig auf der Bühne  im Mittelpunkt des Geschehens. Bis auf zwei kurze Soli von Gitarrist Andrew White musste man sich schon fast zwingen die übrigen Musiker zu betrachten. Versteht mich nicht falsch, nicht wegen deren Äusseres, sondern weil Wilson so dominant wirkt. So geraten Bassist Simon Rix, Nicolas Baines an den Tasten, Drummer Vijay Mistry und der erwähnte Andrew White rasch in den Hintergrund. Liegt es daran dass er Coach in der bekannten Sendung „The Voice UK“ war oder der Arbeit als Schauspieler – der Typ sieht eine Kamera und spielt mit Ihr und schliesslich mit dem Publikum. Seine Kameraflirts zogen sich durchs ganze Set. Egal ob Schwenkkamera oder Kameracrews vor der Bühne, Wilson liess es sich nicht nehmen so nahe wie möglich dabei zu sein. Die Schwenkkamera hatte es Ihm speziell angetan und er küsste gar das Objektiv oder benutzte sie als Kleiderhalter, zumindest bis die Kamera wegschwenkte, hahaha. Seine „Faxen“ bekamen wir Fotografen auch ab, so spielte er beim Lied Everyday I Love You Less And Less den flüchtenden Star vor den Paparazzi. Bei solchen Entertainern würde man am liebsten das ganze Konzert fotografisch festhalten wollen und Luftsprünge etc. einfrieren. Soviel Spass es uns bereitete so auch den Fans. Zwischen Bühne und der ersten Sitzreihe war nur wenig Platz und Entertainer Wilson genoss es sichtlich als nach den drei Songs der Platz für alle zugänglich wurde. Neben den üblichen Mitklatsch- oder anderen Animationen spielte er wo er nur konnte. So wanderte er genüsslich von einer Box zur Anderen, hüpfte auf der Bass Box, kletterte auf Bass-Drum von Mistry, klatschte Fan-Hände ab und jonglierte mit dem Mikroständer. Eine Besucherin hat Ihn sicherlich speziell ins Herz geschlossen. Erst wollte er Ihr den Schellenring (Schellenreif – rhythmisches Klanginstrument) schenken, aber nach Abklärung mit den übrigen Band-Mitgliedern kam es nicht gleich dazu. Schliesslich kostete das Teil 40 Pfund, wie wir nun nach diesem Konzert wissen, und so nahm er der Dame kurzerhand das Teil wieder weg. Wenig später schenkte er es Ihr trotzdem – ja, ja, das Kind im Manne *smile*. Vermutlich habe ich all seine Aktivitäten gar nicht erwähnt aber einen solchen Frontmann wünscht sich jede Band, um es auf den Punkt zu bringen!

Der bekannteste Song der Kaiser Chiefs und verantwortlich Ihres weltweiten Erfolgs Ruby durfte auf der Setliste nicht fehlen. Erwartungsgemäss sollte so ein Hit am Schluss die Fans nochmals aufwühlen und zur Standing Ovation führen, nicht so bei den Briten. Ihn inmitten der Show zu platzieren  bezweckten Sie wohl damit was anderes oder nicht wie immer auf das Lied abgestempelt zu werden. Klar ist, dass Sie neben diesem Song noch weitere tolle Lieder im Köcher hatten. Die punkige Up Tempo-Nummer Never Miss A Beat und in nichts nachstehend I Predict A Riot konnten Ruby das Wasser reichen. Obwohl das neue Album Stay Together (V.Ö: 07.10.2016) sehr geschliffen und teilweise poppig zu den vergangenen Veröffentlichungen daherkommt, haben die Songs durchaus Ihre Live-Qualitäten. Ok, Parachute ist nicht so mein Ding, aber We Stay Together, die eingängige Mitsingnummer Hole In My Soul oder das stampfende Why Do You Do It To Me laden mehr als zum Mitwippen ein.

Bereits mit den ersten Klängen der Kaiser Chiefs ging das Publikum mit. Imposant war die ständige Steigerung der Band während des Konzertes entsprechend der sehr guten Stimmung. Ein Konzertbesuch von dem man gerne berichtet und länger zuschauen wollte.

Setliste Kaiser Chiefs:

We Stay Together, Everyday I Love You Less And Less, Everything Is Average Nowadays, Ruffians On Parade, Why Do You Do It To Me, Never Miss A Beat, Modern Way, Good Clean Fun, Ruby, Hole In My Soul, The Angry Mob, I Predict A Riot, Parachute

Bonus: Press Rewind, Coming Home, Oh My God

 

Text/Photos: Daniel Strub

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161101 Kaiser Chiefs Boy Baloise Session
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