Event Pics - Brandhärd - Hiphop in der Biomill (13.04.17)
Brandhaerd - Hiphop in der Biomill (13.04.17)
Am Gründonnerstag, 13.4.17, hat die Biomill einen Leckerbissen für Hiphop-Fans aus dem Hut gezaubert. Mit Brandhärd stand eine der bekanntesten Deutschschweizer Bands aus diesem Genre auf der Bühne. Unterstützt wurde Brandhärd von dem Rap-Duo Poem, welche ihre Debut-EP tauften. Bei diesen Line-up erstaunte es niemanden, dass die Biomill drei Tage vor den Konzerten den Ausverkauf verkündete.
Familiärer Club, Ausverkauf, grossartige Musik – der Abend versprach gut zu werden, und das wurde er! Bereits Poem brachte das Publikum in Bewegung und konnte ausgelassen ihre EP taufen. Bei Brandhärd verdichtete sich das Volk und die Feierei wurde noch ausgelassener. Die geballte Energie, welche von den drei Jungs – oder besser „Herren“? - ausging übertrug sich auf die tanzende Meute. Die Funken sprühten und es wurde heiss. Zwischen den Tracks wurden Witze gemacht, Dankesreden geschwungen, Wünsche entgegengenommen und Hände geschüttelt. Äusserst sympathische Menschen standen an diesem Abend auf der Bühne, die Herren Brandhärd mit 20 Jahren Erfahrung sowie die Jungmusiker Poem am Anfang ihrer Karriere.
So war es auch nicht verwunderlich, dass sich Stefan „Illa“ Viliotti von Poem sowie Joël „Fetch“ Gernet von Brandhärd spontan auf ein unvorbereitetes Interview einliessen.
Fotos: Martin Rahn, Bericht: Simon Fürstenberger
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Im Gespräch mit Fetch von Brandhärd
SL: schwarzeliste.ch, Simon Fürstenberger
Fetch: Joël „Fetch“ Gernet
SL: Der Gig ist zu Ende. Wie verbringst du die Momente nach dem Konzert?
Fetch: Ich geniesse die Ruhe nach dem Auftritt. Ein wenig runterkommen, entspannen. Dann gehe ich vielleicht ein wenig Feiern. Mal schauen, ich bin mit dem Auto da. In einer Viertelstunde bin ich daheim, kann also spontan sein.
SL: Nun hab ich zwei Fragen im Kopf, ich hoffe ich vergesse die zweite nicht, nachdem ich die erste gestellt habe... mein Hirni...
Fetch: Frag einfach beide und ich beantworte sie.
SL: Yeah, super. Die erste: War das schon immer so, dass du die Ruhe nach dem Sturm genossen hast? Oder war das früher anders, feiern, backstage trinken, Groupies... Und die zweite Frage... Mist, schon vergessen. Achja. War das Städtchen Laufen und der Club Biomill bereits vorher ein Begriff für dich?
Fetch: Ich beginne bei der zweiten Frage. Laufen, ja klar, als Baselbieter [aufgewachsen in Allschwil, wohnhaft in Arlesheim] kenne ich die Region gut und habe auch Verwandte hier. In der Biomill war ich vor einiger Zeit an einem Konzert. Ich mag solche Locations, am Rande der Ortschaft, Familiär, es hat seinen Charme. Ländlich, trotzdem urban, etwas abgefuckt. Das sind diese Clubs und Bühnen auf welchen wir schon immer gerne auftraten.
Nun zur ersten Frage, ja, das war schon immer so. Die ersten paar Minuten Ruhe nach dem Konzert tun gut. Fierce hat es vorher erwähnt, früher gingen wir raus an den Merchandise Stand, als Vorwand um mit den Fans in Kontakt zu treten, das war immer geil, mit den Fans zu reden, sich unter die Leute mischen. Oft sind wir auch eine grössere Truppe, heute sind wir nur zu Dritt. Es ist immer unterschiedlich.
SL: Warum heute keinen Merch?
Fetch: Das heutige Konzert ist abseits der offiziellen Tour. Letzten September beendeten wir die „Zuckerbrot & Peitsche“-Tour, der Auftritt heute ist der erste seither. Darauf hatten wir Bock und auch Zeit, und es ist immer eine Möglichkeit neue Musiker kennenzulernen, so wie heute Poem.
SL: Hast du den Auftritt von Poem gesehen? Hast du dir eine Meinung über sie gebildet?
Fetch: Die letzten 3 Songs konnten wir mitverfolgen. Ich habs schon auf der Bühne erwähnt, sie erinnern mich an meine alten Zeiten. Ein paar Jungs die in einem abgelegenen Tal ihr Ding durchziehen. Cool!
SL: Seid ihr dieses Jahr auf Tour? Können wir uns auf Konzerte freuen?
Fetch: Eine Tour gibt es wahrscheinlich nicht. Am Jugenkulturfestival Basel werden wir auftreten, im Dezember ist etwas geplant, aber ansonsten... Obwohl, wir haben dieses Jahr das 20-jährige Bandjubiläum. Irgendetwas müssen wir schon machen, bisher haben wir es aber verpasst etwas zu planen. Eine neue Platte ist nicht in der Pipeline, vielleicht eine EP oder ein Best Of mit sauberen Aufnahmen mit der Live Band. Momentan sind wir alle beruflich eingespannt, mal schauen wie es kommt. Wir haben das Privileg, nicht von der Musik leben zu müssen, das gibt uns die Freiheit zu machen was wir wollen und nichts forcieren zu müssen.
SL: Ich wage zu behaupten, dass ihr regelmässig Anfragen für Auftritte habt. Die Fans wollen euch sehen.
Fetch: Das ist so. Das Problem sind eher wir und die Zeit. Ich habe manchmal ein schlechtes Gewissen, immer das selbe zu spielen. Mein Anspruch ist es, den Fans neuen Sound bieten zu können.
SL: Du hast es vorher schon angesprochen, ihr seid hier auf einer kleinen Bühne. Die Biomill ist ausverkauft, aber es ist ein kleiner Club.
Fetch: Genau das mag ich! Klein, sympathisch, herzhaft. Lieber ein voller kleiner Club als ein riesiges Stadion, welches nur zur Hälfte gefüllt ist. Wir hatten einige Auftritte auf grossen Bühnen aber es ist tatsächlich so, dass die Meisten unserer Shows in dieser Art sind, so wurden wir bekannt, so macht es Spass. Es erinnert auch an die Auftritte in kleinen Jugendhäusern, da haben wir unsere Sporen abverdient.
Ist die Location in der Region, kommen wir doppelt so gerne! Schlussendlich wollen wir den Menschen und auch uns Freude bereiten. Es ist immer wieder toll, auch aus nostalgischen Gründen, auf der Bühne zu stehen! Ein idealer Ausgleich zum sonstigen, „normalen“ Leben. Ich war lange Journalist und momentan habe ich einen Bürojob im Bereich der Kommunikation.
Als Journalist kann ich dir sagen: Die Interviewaufnahme abzutippen, das dauert! Viel Spass! * lacht *
SL: Du trägst jetzt eine Brille, auf der Stage hattest du keine. Trägst du auf der Bühne Linsen?
Fetch: Nein, Linsen zwicken und beissen! Meine Hornhautverkrümmung ist nicht so schlimm, ich erkenne Gesichter auch ohne Brille. Es ist nicht in erster Linie aus Eitelkeit sondern eher der sportliche Aspekt. Rumspringen, der Schweiss... die Brille stört. Ich muss ja auch nicht gut sehen um zu singen, so habe ich sogar weniger Ablenkung. Es ist eine grössere Herausforderung in einem intimen Club zu spielen, hier sieht, hört und spürt man die Menschen und ist ihnen nah. Auf grösseren Bühnen ist der Abstand grösser, das irritiert weniger.
SL: Mir fiel heute auf, dass nur wenige Gäste sich wirklich mitreissen liessen, viele waren eher zurückhaltend, wippten ein wenig im Takt oder standen gar starr da. Vielleicht gab es sogar Menschen, denen ihr nicht bekannt wart. Wie war das heutige Publikum für euch?
Fetch: Es ist klar, wir sind nicht mehr so bekannt wie vor 10-15 Jahren. Und viele die uns von damals kennen haben heute selber Familie und sitzen jetzt zu Hause, vielleicht verfolgen sie unsere Musik noch immer, aber an den Konzerten tauchen sie vielleicht weniger auf. Es ist aber auch wunderbar, wenn uns neue Hörer kennenlernen, schön, dass unsere Musik noch immer auch bei den Jüngeren ankommt. Darum mag ich auch Auftritte mit mehreren Acts, die Fans mischen sich.
Das Publikum muss gar nicht mitspringen, die Arme hochhalten oder mitgrölen. Ich merke das bei mir selbst wenn ich an einem Konzert bin, ich bin eher der Typ der ruhig dasteht und die Musik geniesst – genauso sehr wie jemand der wild herumwirbelt.
SL: Letzte Worte?
Fetch: Merci für das gute Konzert, merci allen, die uns Treue halten und allen die uns neu entdecken. Cool, ich bin zufrieden.
SL: Merci dir! Nun wünsche ich noch ein Autogramm, hast du einen Stift?
Fetch: Jap! *zückt einen Edding aus der Hosentasche*
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Im Gespräch mit Illa von Poem
SL – schwarzeliste.ch, Simon Fürstenberger
Illa – Stefan „Illa“ Viliotti
SL: Hey, merci für das spontane Interview! Magst du dich kurz vorstellen?
Illa: Klar! Ich bin Stefan „Illa“ Viliotti und trete heute mit Poem als Vorband von Brandhärd in der Biomill auf. Wir nutzten diese Gelegenheit und tauften unsere EP mit sechs Tracks.
SL: Ihr wusstet also, dass ihr zusammen mit Brandhärd auftreten werdet und habt daraufhin auf eine EP gearbeitet?
Illa: Eher umgekehrt. Wir wollten eine EP produzieren und als wir vom gemeinsamen Gig erfuhren, war das eine Motivationsspritze, es beschleunigte den Prozess.
SL: Seit wann besteht Poem? Wie seid ihr entstanden?
Illa: Wir sind am Anfang unserer Geschichte. Ich trat als MC Illa und mein Musikpartner als Akim auf. Kennengelernt haben wir uns in der Schule und machten als Illa & Akim Musik. Nach ein paar Gigs entschieden wir uns für eine kompaktere Lösung und gründeten Poem – People Of Essential Music. Wir wollen nicht einfach Musik machen die gefällt sondern erarbeiten unsere Texte bewusst. Wir wollen andere teilhaben lassen, People Of Essential Music, das kann jeder sein. Übrigens hatten wir bereits einen Gig in der Biomill, damals noch als Illa & Akim. Sonst hatten wir diverse kleinere und grössere Auftritte wo wir Erfahrungen sammeln konnten. In Luzern hatten wir gar eine Live-Band im Rücken, ein Projekt welches wir weiterverfolgen möchten.
Elementar für uns sind auch Freunde wie beispielsweise Daniel „Darts“ Schuler, der alle unsere Musik produziert.
SL: Wie steht ihr zu Brandhärd? Sind sie Vorbilder für euch?
Illa: Ich kann nur für mich sprechen. Brandhärd steht ja schon lange im Rampenlicht, als ich 12 Jahre alt war kam ich das erste Mal mit ihrer Musik in Berührung. Rap den ich verstand, ich hab mir das reingezogen und fands geil. Heute spüre ich ihr Herzblut und ihre langjährige Erfahrung. So gesehen sind sie irgendwie schon Vorbilder, aber ich mag das Idolisieren nicht. Es sind gute Jungs die gute Musik machen, so wie viele andere und so wie wir auch. Freude erleben, das ist das Wichtigste.
SL: Ist es Zufall, dass ausgerechnet ihr als Vorband von Brandhärd auftreten konntet?
Illa: Das verdanken wir der Biomill und dem Kopf dahinter. Sie unterstützten lokale Musiker sehr und ermöglichen es Jungmusiker immer wieder, Erfahrungen zu sammeln. Dafür bin ich sehr dankbar. Ein ausverkauftes Konzert – geil!
SL: Du hast es vorhin erwähnt, ihr steht am Anfang eurer Geschichte. Was sind eure Pläne, gibt es überhaupt welche?
Illa: Wir haben viele Ideen und viele Möglichkeiten, dank unseren persönlichen Netzwerken. Für mich war es erstaunlich, wie viel Arbeit hinter dieser EP steckt. Es gab viel zu tun, man unterschätzt den Aufwand. Jetzt wollen wir eine kleine Pause machen und uns ein wenig treiben lassen. Der Zeitpunkt wird kommen, wo wir spontan Bock auf ein neues Projekt haben werden. Konkrete Pläne wollen wir keine schmieden, der Weg ist im Vordergrund, nicht das Ziel. Auf der Bühne stehen ist grossartig, ich kann erzählen, die Menschen hören zu und teilen meine Meinung.
Illa: Übrigens, hier unsere EP! Auch hier haben wir unser Talent der Kurzfristigkeit genutzt. Innerhalb eines Tages haben wir in Eigenproduktion alle 100 CDs gebrannt, gedruckt und gelabelt. Ursprünglich wollten wir gar keine machen und die EP nur online vertreiben. So sind wir: eine spontane Idee wird durchgezogen, und es kommt gut.
SL: Vielen Dank für deine Offenheit und weiterhin viel Erfolg!