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Steven Wilson auf Hand. Cannot. Erase. Tour 2015

Fast genau zwei Jahre nach der „The Raven That Refused To Sing“ Tour (http://www.schwarzeliste.ch/index.php/component/phocagallery/category/162-steven-wilson-zelebrierte-den-prog-rock-im-zuercher-volkshaus-27-03-13) macht Steven Wilson Halt im Z7 in Pratteln und hat das neue Konzeptalbum “Hand. Cannot. Erase“ im Gepäck.

Das Wunderkind Steven Wilson wird in der Welt des Progressiven Rocks vergöttert und gilt für manche als Retter dieser Musikrichtung.

Der Multiinstrumentalist, Tontechniker und Produzent lässt sich aber nicht gerne in eine Genre-Schublade stecken. Denn er interessiert sich auch für elektronische Musik, Ambient, Jazz und Pop. Das bekommt man dann auch zu spüren, wenn man seinem neusten Werk Gehör schenkt.

Darüber mögen sich Prog-Anhänger vielleicht vor den Kopf gestossen fühlen, doch Platz drei in den deutschen Albumcharts spricht für sich. Über die Platzierung von „Hand. Cannot. Erase“ auf Platz 17 in der Schweiz, scherzte der 47-jährige ganz britisch und sinnierte, wie viele CD’s das wohl sein mögen.

Dieser Erfolg vermacht wohl dem Z7 ein ausverkauftes Konzert. Doch nicht nur in Pratteln, sondern auf den meisten Veranstaltungen seiner aktuellen Tour bescherte dieser Erfolg dem Engländer ausverkaufte Auftritte mit seiner potenten Begleitband.

Der Gründer der Prog Pioniere Porcupine Tree, steht an diesem Abend mit fast allen Bandmitgliedern auf der Bühne, welche bei den Studioaufnahmen dabei waren: Nick Beggs am Bass, Marco Minnemann hinter dem Schlagzeug, Adam Holzmann am Keyboard, Ninet Tayebs Stimme (Gastsängerin auf "Hand. Cannot. Erase.") kam vom MacBook und Guthrie Govan an der Gitarre.

Zu Beginn des Konzertes war die Anspannung des Publikums spürbar und man hatte das Gefühl, als könnte man eine Nadel auf den Boden fallen hören. Auf der Bühne wurden Projektionen gezeigt und strapazierten die Nerven zusätzlich, bis dann leicht verspätet unter frenetischem Jubel Wilson und sein Kollektiv die Bühne in Beschlag nahmen.

Der Konzertabend wurde gebannt mitverfolgt und jeder tat das auf seine eigene Art und Weise. Die einen genossen ihn mit geschlossenen Augen und bewegten sich dazu im Takt wie ein Baum im Wind, andere nickten anerkennend rhythmisch mit dem Kopf und wiederum andere schauten wie gebannt zur Bühne. Niemand wollte auch nur einen Moment des grossartigen Auftritts verpassen.

Es war tatsächlich zum Staunen, was musikalisch geboten wurde. Und das auch dann, wenn man schon mehr als einmal bei Steven Wilson am Konzert war.

Die Auswahl an Liedern war vom Perfektionisten Wilson bewusst gewählt und es wurde nicht einfach das neue Album herunter gespielt. Unter anderem waren auch einige Titel vom Vorgänger „The Raven That Refused to Sing (and Other Stories)“ mit dabei. Selbst zwei Titel von Porcupine Tree „Lazarus” und „Sleep Together” integrierte er in den Konzertabend. Das freute besonders diejenigen, die seit Jahren auf eine Reaktivierung des Stachelschweinbaumes hoffen. Eines hatten fast alle Stücke gemeinsam: es drehte sich alles um das Thema Isolation und Einsamkeit.

Obwohl die anspruchsvollen Stücke einiges an Konzentration von den Musikern abverlangten, war die Spielfreude sehr gut spürbar und auch immer wieder offensichtlich, weil hie und da ein genugtuendes Lächeln über die Gesichtszüge huschte.

Nick Beggs griff immer wieder einmal zum Chapman Stick um sich darauf auszutoben. Gutherie Govan entlockte seiner Gitarre wunderschöne Abfolgen an Akkorden, welche immer wieder einmal zu Gänsehaut führten. Star- Schlagzeuger Minneman verschmolz regelrecht mit seinem Schlagzeug. Steven Wilson tobte sich gleich auf mehreren Instrumenten aus; so wummerten doch zum Beispiel bei „The Watchmaker“ gleich zwei Bässe. Durch Adam Holzmanns Können an den Tasten/Keyboard wurde alles mit einem wunderbaren Klangteppich untermalt.

Nach zwei Stunden ging ein wundervoller Konzertabend zu Ende. Wilson versammelte seine Band um sich und verbeugte sich unter grossem Applaus lange und dankbar. Überall sah man zufriedene Gesichter, die sich langsam in die nasskalte Nacht zerstreuten.

 

Setliste:

First Regret, 3 Years Older, Hand Cannot Erase, Perfect Life, Routine, Index, Home Invasion, Regret #9, Lazarus (Porcupine Tree), Harmony Korine, Ancestral, Happy Returns, Ascendant Here On...

Bonus: The Watchmaker, Sleep Together (Porcupine Tree), The Raven That Refused to Sing

 

Fotos, Bericht und ein herzliches Dankeschön an: Gastredakteurin Kathrin Hirzel

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